Das Wichtigste in Kürze
- Das offizielle Magazin zum Genfer Automobil-Salon zeigt vor allem PS-starke, wenig klimafreundliche Fahrzeuge.
- Die Hersteller machen in dem Heft fast ausschliesslich Werbung für die neuesten SUV-Modelle, und in den redaktionellen Texten spielt Klimaschutz eine Nebenrolle.
- Aus der Autobranche ist aber seit Jahren zu hören, wie gross die Bemühungen seien in diesem Bereich.
- Salon-Generaldirektor André Hefti sieht keinen Widerspruch: «Wir sind eine Plattform für all unsere Besucher – würden wir nur energieeffiziente Fahrzeuge abbilden, würde sich ein Teil der Leute da nicht wiederfinden.»
Am Genfer Automobil-Salon 2019 werden mehr als 900 Fahrzeuge gezeigt. Und gemäss Salon-Generaldirektor André Hefti gibt es dabei so viele Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu sehen wie noch nie. Das passt zu den Beteuerungen der Branche aus den letzten Jahren: Es sollen mehr Leute energieeffiziente Fahrzeuge kaufen und insgesamt soll der CO2-Ausstoss von neuen Fahrzeugen sinken.
Das alles passt auch zum ab 2020 geltenden, neuen Zielwert für den CO2-Ausstoss neuer Fahrzeuge. Dieser soll im Durchschnitt noch bei maximal 95 Gramm pro Kilometer liegen.
SUV reiht sich an SUV
Gar nicht in dieses Bild passt das offizielle Magazin des Automobil-Salons: Im 70-Seiten starken Heft mit einer Auflage von 750'000 Exemplaren ist vor allem Werbung für PS-starke, wenig klimafreundliche Fahrzeuge zu sehen. In den Inseraten reiht sich SUV an SUV. Ein einziges Inserat bewirbt ein Auto, dass gemäss den Kriterien des Bundesamtes für Energie als energieeffizient gilt.
Damit aber nicht genug: Auch in den redaktionellen Texten spielt Klimaschutz nur eine Nebenrolle. Einzelne Berichte widmen sich zwar Autos mit Elektroantrieb oder synthetischen Treibstoffen, die weniger CO2 produzieren. Weitaus am meisten Platz nehmen aber mehrseitige Berichte über SUV-Modelle ein und es wird wohlwollend über Sportwagen und Luxuskarossen geschrieben.
Wasser predigen, Wein trinken
Umso merkwürdiger mutet es an, dass auf der Internetseite des Automobil-Salons die Kampagne «CO2tieferlegen» des Bundesamtes für Energie prominent als Partner aufgeführt ist. Diese Kampagne will Autos mit tiefem CO2-Ausstoss fördern. Es macht den Eindruck als würde der Salon Wasser predigen, die Auto-Hersteller aber Wein trinken.
Die Verantwortlichen des Automobil-Salons sehen jedoch keinen Widerspruch. In einer freien Marktwirtschaft könne man den Herstellern nicht vorschreiben, welche Autos sie bewerben müssten, sagt Salon-Generaldirektor André Hefti zum SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Und zur inhaltlichen Gestaltung des Magazins sagt er: «Wir können nicht ein Heft machen, in dem nur energieeffiziente Fahrzeuge vorgestellt werden. Dann würde sich ein Teil der Kundschaft nicht darin wiederfinden.» Der Salon sei eine Plattform für alle Besucher und für alle Fahrzeuge, die heute im Angebot seien.
Diplomatisches Bundesamt
Beim Bundesamt für Energie hält man sich mit Kritik am PS-starken Salon-Magazin zurück. Der Mobilitäts-Verantwortliche Christoph Schreyer sagt diplomatisch, man habe auch festgestellt, dass energieeffiziente Fahrzeuge in dem Heft insgesamt wenig vertreten seien. «Letztendlich ist das aber der Entscheid der Inserenten und der Redaktion des Magazins.» Das Bundesamt für Energie habe hier keinen Einfluss.
Generell sei es aber so, dass Werbung für energieeffiziente Fahrzeuge in der Schweiz zunehme. «Einige Hersteller sind hier sehr offensiv.» Die Branche habe aber sicher Potential, solche Fahrzeuge noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken.