Die Polizei rüstet auf im Kampf gegen Einbrecher: Eine neue Software soll Verbrechen voraussagen, bevor sie verübt werden. Ein Blick hinter das «Precobs»-System.
Was ist «Precobs»? Die Software zur Kriminalitätsprognose («Precobs» steht für «Pre Crime Observation System») wurde am Institut für musterbasierte Prognosetechnik im deutschen Oberhausen entwickelt. «Precobs» basiert auf der Annahme, dass Einbrecher innert kurzer Zeit mehrmals zuschlagen, wenn sie in einem bestimmten Gebiet erfolgreich waren. Die Software sucht deshalb in den Polizeirapporten zu Einbrüchen nach bestimmten Mustern: Wie sind die Täter vorgegangen? Wann und wo haben sie zugeschlagen? Danach erstellt «Precobs» eine Prognose für Gebiete, in denen in den kommenden 72 Stunden eine erhöhte Gefahr für Einbrüche besteht. Die Polizei schickt dann gezielt Patrouillen in dieses Gebiet.
Wo wird «Precobs» in der Schweiz eingesetzt? Die Zürcher Stadtpolizei hat die Software 2013 gekauft. Nach einer erfolgreichen Pilotphase wurde «Precobs» 2015 definitiv eingeführt und ist seither Teil der täglichen Polizeiarbeit. Ausserdem arbeiten die Kantonspolizeien von Aargau und Basel-Landschaft mit «Precobs». Weitere Kantone überlegen sich derzeit den Einsatz.
Kann «Precbos» tatsächlich Einbrüche verhindern? Das lässt sich natürlich schwer belegen, weil die Software ja dann erfolgreich ist, wenn eben nichts passiert. Aber die Kriminalstatistik der Stadt Zürich zeigt einen deutlichen Rückgang bei den Einbrüchen, seit die Stadtpolizei mit «Precobs» arbeitet. Wurden 2012 noch jährlich rund 6000 Einbrüche auf Zürcher Stadtgebiet verübt, waren es 2015 nicht einmal mehr 2500. Auch in den Kantonen Aargau und Basel- Landschaft zeigt sich dieser Trend. Gemäss Dominik Balogh von der Zürcher Stadtpolizei gebe es zwar keinen kausalen Zusammenhang zwischen «Precobs» und den sinkenden Einbruchzahlen. Aber gerade in Gebieten, die vor «Precobs» richtige «Einbruch-Hotspots» gewesen seien, seien die Einbrüche überdurchschnittlich stark zurückgegangen.
Was ist mit dem Datenschutz? In der Schweiz werden für «Precobs» nur anonymisierte Daten verwendet. Ausserdem ist die Software nicht mit anderen Datenbanken (zum Beispiel dem Strafregister) verknüpft. Die Software kann also keine Voraussage machen, dass ein bestimmter Straftäter erneut straffällig werden könnte. Gemäss dem Zürcher Datenschützer gibt es deshalb keinen Einwand gegen den Einsatz der Software.
Kann «Precobs» auch andere Delikte hervorsagen? Gemäss den Herstellern eignet sich die Software durchaus auch für andere Vermögensdelikte. Deshalb prüft die Zürcher Stadtpolizei auch einen Ausbau des «Precobs»-Einsatzes. Denkbar wäre zum Beispiel, die Software auch bei Taschendiebstählen oder Autoeinbrüchen einzusetzen. Es braucht einfach eine genug grosse Anzahl Delikte, um eine verlässliche Prognose zu machen. Weniger geeignet ist «Precobs» für die Vorhersage von Gewaltverbrechen, weil diese normalerweise nicht aus einer Deliktserie entstehen.