Skipass und Covid-Zertifikat – wer diesen Winter Skifahren will, wird vielleicht beides vorweisen müssen. Eine Überlegung sei das wert, findet der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und Gesundheitsdirektoren, Lukas Engelberger. In einem Interview mit der Sonntagszeitung sagt er, die Schweiz könnte sich «eine Zertifikatspflicht in den Tourismusbahnen überlegen.» Ski fahren und Winterferien seien freiwillig und zum Vergnügen da. Da sei eine Pflicht zu rechtfertigen.
Auch für die Wintergäste sei ein Zertifikat attraktiv, weil so auf die Maskentrage-Pflicht verzichtet werden könnte. Das im Gegensatz zum öffentlichen Verkehr. Züge und Busse gehörten zur Grundinfrastruktur des Landes, sagt Engelberger.
Keine feuchten Masken im Gesicht mehr tragen oder teure Halsschläuche kaufen müssen – das könnte für die Geimpften, Genesenen und Getesteten attraktiv sein. Und es könnte wieder mehr Gäste in die Skigebiete locken.
Bergbahnen wollen Planungssicherheit
Offene Bergbahn-Türen rennt Engelberger beim Verband Seilbahnen Schweiz ein. Das ist der Dachverband der Seilbahnen und vertritt damit auch die Interessen vieler Skigebiete. Verbandspräsident und Nidwaldner Ständerat Hans Wicki hat letzte Woche gegenüber den Zentralschweizer Regionalsendern «Radio Sunshine» und «Radio Central» bereits bestätigt, dass Gespräche geführt werden zwischen den Seilbahnen und dem Bund.
«Ich könnte mir vorstellen, dass eine Zertifikatspflicht auferlegt wird», sagte er. Das Ziel sei Planungssicherheit für die Bergbahnen. Es solle verhindert werden, dass plötzlich der Betrieb eingeschränkt werde.
Erstes Skigebiet kündigt Zertifikatspflicht an
Als erstes Schweizer Skigebiet hat Fideriser Heuberge im Prättigau bereits eine Zertifikatspflicht angekündigt. Das Zertifikat sei das beste Werkzeug, um Gäste und Mitarbeitende zu schützen. Und man wolle so einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten, sagen die Verantwortlichen.
Andere Skigebiete sind skeptisch, verweisen auf den Kontrollaufwand. In den Restaurants der Skigebiete herrsche bereits die Pflicht, das Zertifikat vorzuweisen. Und in Gebieten mit offenen Sesselliften sei die Ansteckungsgefahr tief.
Vorschlag ist für BAG-Direktorin «prüfenswert»
Beim Bund zeigt man leise Sympathien für die Zertifikatspflicht in den Skigebieten. In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF bestätigt auch die Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit, Anne Lévy, dass Gespräche stattfinden zwischen den Kantonen, den Tourismusorten und dem Bund.
Wir finden es prüfenswert, dass die Kantone schauen, was möglich ist, was Sinn ergibt und was von den Leuten gewünscht wird, die Ferien machen wollen.
«Wir finden es prüfenswert, dass die Kantone schauen, was möglich ist, was Sinn ergibt und was von den Leuten gewünscht wird, die Ferien machen wollen.» Entschieden sei aber noch nichts, betont Anne Lévy.
Keine grosse Opposition von Branche zu erwarten
Die Verantwortlichen in den Skigebieten werden auf jeden Fall verhindern wollen, dass plötzlich Restaurants oder Skigebiete ganz schliessen müssen oder sonst wie während der Saison Auflagen gemacht werden, die den Alltag komplizierter gestalten.
Das könnte Anreiz genug sein, die Zertifikatspflicht einzuführen. Damit kommt von der Branche selbst keine Fundamentalopposition. Und bis die Skiwintersaison startet, werden sich viele daran gewöhnt haben, das Zertifikat an vielen Orten des öffentlichen Lebens vorweisen zu müssen. Damit steigen wohl die Chancen, dass die Zertifikatspflicht fürs Skifahren eingeführt wird.