Im Oberwallis findet derzeit ein Wirtschaftsboom statt. Firmen wie die Lonza, Scintilla, das Spital Wallis oder die Matterhorn Gotthard Bahn schaffen hunderte neue Arbeitsplätze. Viele dieser Stellen werden mit ausländischen Fachkräften besetzt, welche oft mit der ganzen Familie ins Oberwallis ziehen.
Für Bergdörfer, die seit Jahren unter Abwanderung leiden, könnte dies eine Chance sein. Könnte, wenn sie eine funktionierende Kinderbetreuung anbieten würden. Eine Studie der Wirtschaftsförderung Oberwallis kommt jedoch zum Schluss, dass immer noch viele Oberwalliser Gemeinden keine entsprechenden Strukturen haben, weshalb sie auch nicht vom Wirtschaftsaufschwung profitieren können.
Kinderbetreuung zieht Familien an, die sich dann in der Gemeinde niederlassen.
«Gemeinden, die aktiv in der Kinderbetreuung sind, haben eher die Chance, neue Familien anzuziehen», sagt Esther Schlumpf, Projektleiterin beim Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Gemeinde Bitsch, die derzeit einen Boom erlebt. Der Gemeindepräsident Edgar Kuonen meint: «Wir wachsen jedes Jahr um 10 bis 12 Prozent.» Allein in den letzten drei Jahren wurden in der kleinen Gemeinde 150 neue Wohnungen gebaut.
Mit der Kita begann der Bauboom
Das habe auch mit dem Angebot der Kinderbetreuung zu tun. «Wir haben im August 2016 eine Kita eröffnet. Danach hat das Wachstum begonnen», sagt Kuonen. Mittlerweile ist die Kita bereits zu klein, die Gemeinde plant einen Neubau. Sobald die Kindertagesstätte in die grösseren Räume umgezogen ist, wird der alte Standort für die Primarschule gebraucht, denn auch die hat zu wenig Platz. «Bei uns ist wirklich die Post abgegangen.»
Vorschulbetreuung, Mittagstisch, Betreuung nach der Schule und eine Kita für die ganz Kleinen: Bitsch bietet das komplette Angebot an ausserschulischer Betreuung an. Der Beginn war jedoch nicht einfach, sagt die Leiterin der Kindertagesstätte Gletscherfloh, Daniela Heinzmann-Imhof: «Die Leute sagten, sie hätten ihre Kinder noch selbst erzogen.»
Wandel muss noch stattfinden
Das Umdenken sei aber schnell gekommen. Bereits nach einem halben Jahr hätten die Leute gesehen, was eine Kita den Kindern bringt, sagt Heinzmann-Imhof.
Dieser kulturelle Wandel muss in vielen Bergdörfern jedoch noch stattfinden. Derzeit haben rund ein Drittel aller Oberwalliser Gemeinden gar kein Angebot für die ausserschulische Betreuung. Stimmt dieses Angebot, kommen scheinbar auch neue junge Familien ins Dorf.