Ist es in einem AKW zu einem schweren Unfall gekommen oder ist die Stromversorgung grossflächig zusammengebrochen, dann sind Informationen und schnelle Hilfe gefragt. In der Schweiz wird die Bevölkerung auf verschiedenen Wegen alarmiert und informiert. Zum einen über den Sirenenalarm, die nationale Alarm-App Alertswiss oder das Radio.
In mittlerweile sieben Kantone sowie der Stadt Zug wurden zusätzlich auch Notfalltreffpunkte eingerichtet. Wenn nichts mehr geht, soll sich die Hilfe suchende Bevölkerung dort treffen können.
Je nach Gefährdung werden die Treffpunkte in Betrieb genommen. Sie dienen im Ernstfall vor allem als Anlaufstelle für Informationen, können aber auch als Abgabestelle für Hilfsgüter dienen. Im Kanton St. Gallen beispielsweise gibt es seit letztem September 166 solche Treffpunkte, in jeder Gemeinde mindestens einen. Zu finden sind sie bei Mehrzweckhallen, Sportanlagen oder Schulhäusern.
Doch, eine nicht repräsentative Umfrage von Radio SRF unter Passanten zeigt: Viele kennen die Notfalltreffpunkte nicht.
«Das sagt mir gar nichts» oder «noch nie etwas davon gehört», solche Aussagen bekommt der Reporter in Bad Ragaz und Altstätten häufig zu hören.
Mit Infobroschüren hat der Kanton die Bevölkerung zum Start zwar informiert, doch Jörg Köhler, der Leiter des Amts für Militär und Zivilschutz, macht sich keine Illusionen. «Es wäre eine romantische Vorstellung, dass man mit dieser Broschüre alleine die Welt retten würde.» Im Ernstfall würde man die Bevölkerung über verschiedenste Kanäle informieren, dass sie einen Notfalltreffpunkt aufsuchen sollten, sagt Köhler.
Bereits in Betrieb gewesen
Die Kantone Aargau und Solothurn sind die Vorreiter, sie waren die ersten, die Notfalltreffpunkte eingerichtet haben.
Am 8. Juli 2021 sorgte eine grossflächige Störung im Netz der Swisscom dafür, dass die Notfallnummern nicht mehr erreichbar waren. Der Aargauer Führungsstab hat darauf die 299 Notfalltreffpunkte in allen Gemeinden hochgefahren. 2000 Feuerwehrleute und Zivilschützer wurden aufgeboten. Der erste grosse Praxistest sei erfolgreich verlaufen, schrieb der Kanton damals. Die Lage an den Notfalltreffpunkten sei ruhig gewesen.
Es ist noch nicht genug in den Köpfen der Aargauerinnen und Aargauer verankert, wir müssen dranbleiben
In Anspruch genommen wurde das Angebot in dieser Nacht lediglich von einer einzigen Person. André Vossebein ist beim Aargauer Bevölkerungsschutz zuständig für die Katastrophenvorsorge und war Projektleiter beim Aufbau der Notfalltreffpunkte.
Zum Start habe man Flyer verteilt und eine Medienkampagne gemacht. Das Angebot bekannter zu machen, sei aber eine Daueraufgabe. «Es ist noch nicht genug in den Köpfen der Aargauerinnen und Aargauer verankert, wir müssen dranbleiben», sagt Vossebein.
Notfalltreffpunkte in Alarm-App integriert
Mittlerweile kennen nebst St. Gallen, Aargau und Solothurn auch die Kantone Bern, Nidwalden, Zürich und Schaffhausen solche Notfalltreffpunkte. Auch die Stadt Zug zieht mit. Weitere Kantone sind dabei, ein Netz von solchen Punkten aufzubauen.
Die Anstrengungen werden auch vom Bund unterstützt. Um die Notfalltreffpunkte in die Alarmierung einzubinden, hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) vorgesorgt. «Das BABS hat verschiedene Vorbereitungen in Alertswiss vorgenommen», schreibt das Bundesamt auf Anfrage. Textbausteine und Piktogramme stünden bereit. Wenn sich eine Inbetriebnahme von Notfalltreffpunkten abzeichnet, könnte die Bevölkerung dann über die App aufgefordert werden, sich zu einem Notfalltreffpunkt zu begeben, heisst es weiter.