Eric hat Zahnschmerzen. Schmerzen, aber kein Geld. Seit Jahren war der obdachlose Basler aufgrund finanzieller Nöte nicht mehr beim Zahnarzt. Jetzt sitzt er im Büro des Tageshauses für Obdachlose zwischen Computern, Telefonen, Ordnern und sperrt seinen Mund weit auf. Im Büro hat Zahnarzt Dimitrios Doukoudis an diesem Nachmittag nämlich seine mobile Praxis aufgebaut.
Angst vor der Behandlung habe er nicht, sagt Eric lachend. «Doch nicht vor einem Zahnarzt!» Eine Spritze gegen die Schmerzen will er nicht: «Das muss man aushalten.»
Dieses Angebot ist fantastisch. Ich könnte mir sonst keinen Zahnarzt leisten.
Eric habe eine Füllung verloren und einige Löcher in den Zähnen, bilanziert der Zahnarzt kurze Zeit später. Es sei eine Behandlung nötig, die er nicht in der mobilen Praxis im Tageshaus für Obdachlose durchführen könne, sagt Doukoudis, und bestellt Eric für den nächsten Tag ins Universitäre Zentrum für Zahnmedizin (UZB).
Die mobile Zahnarztpraxis
«Dieses Angebot ist fantastisch», freut sich Eric über die kostenlose Behandlung. «Ich könnte mir sonst keinen Zahnarzt leisten.» Ähnlich wie Eric geht es auch etlichen anderen Obdachlosen.
Angebot wird dankbar angenommen
Geldsorgen von Obdachlosen sind aber nicht der einzige Grund, weshalb die Christoph Merian Stiftung, das Basler Universitäre Zentrum für Zahnmedizin, die Stiftung Sucht und der Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter dieses Zahnarztprojekt im Sommer initiiert haben. Vielmehr gehe es darum, Obdachlose dort aufzusuchen, wo sie sich wohl und in gewissem Sinne auch zu Hause fühlen – so zum Beispiel eben im Tageshaus für Obdachlose.
«So lernen Obdachlose den Zahnarzt dort kennen, wo sie sich heimisch fühlen. Es entsteht eine Beziehung und sie kommen danach ins Universitäre Zentrum», sagt Zahnarzt Doukoudis. Das ist auch bei Eric der Fall. Seinen nächsten Termin hat er in der stationären Praxis, nicht mehr im Tageshaus für Obdachlose.
Die Patienten zeigen viel Dankbarkeit. Das ist ein schönes Gefühl.
Doukoudis arbeitet gerne mit Obdachlosen, sagt er erfreut: «Die Patienten zeigen enorm viel Dankbarkeit. Das ist ein schönes Gefühl.»
Aus Scham nicht in die Klinik
Die mobile Zahnarztpraxis kommt zweimal im Monat ins Tageshaus für Obdachlose. Zwischen drei und sieben Personen lassen sich jeweils von den Zahnärztinnen und Zahnärzten des Universitären Zentrums für Zahnmedizin behandeln. Die Rechnung übernimmt die Christoph Merian Stiftung (CMS), die für das zwei Jahre dauernde Pilotprojekt knapp 135'000 Franken bereitstellt.
Das Angebot sei nötig, obwohl sich Obdachlose in Städten wie Basel, Zürich oder Bern an den zahnmedizinischen Zentren der Universitätskliniken zu einem vergünstigten Preis oder sogar gratis behandeln lassen können, sagt Dimitrios Doukoudis. Dies, weil sich viele Obdachlose aus Scham kaum in die Klinik trauten. Sie würden sich häufig auch nicht bei der Sozialhilfe anmelden und können deshalb oft auch den Preis eines vergünstigten Angebots nicht zahlen.