Hinter der Strafanzeige gegen Nicole Ruch, der Präsidentin des Schweizer Tierschutzes STS, steht Martina Munz. Sie ist Vorstandsmitglied im STS – mittlerweile suspendiert – und sagt zum rechtlichen Schritt: «Grundsätzlich werfen wir ihr ungetreue Geschäftsführung und Misswirtschaft in der Immobilienbewirtschaftung vor.»
Die Strafanzeige richtet sich neben Nicole Ruch namentlich auch gegen die beiden ehemaligen Vorstandsmitglieder Pascal Reinhard und Odile Lienhard sowie gegen den Zentralvorstand.
Munz sagt, sie und Michel Roux, ebenfalls Vorstandsmitglied beim STS, hätten mehr als ein Jahr lang versucht, Einblicke in die Buchhaltung zu bekommen, weil sie Unstimmigkeiten festgestellt hätten. So seien Liegenschaften, die Spender dem Tierschutz geschenkt hätten, massiv unter Wert verkauft worden oder überteuerte Sanierungen von Liegenschaften immer durch den gleichen Unternehmer durchgeführt worden.
Website des Schweizer Tierschutzes
Hier vermuten Munz und ihr Vorstandskollege verdeckte Provisionen. Präsidentin Ruch habe ihnen aber Einblick in die Bücher verweigert. «Wir wollten eine interne Untersuchung einleiten. Der Beschluss wurde in einer Vorstandssitzung gefasst. Trotzdem hat Frau Ruch diesen Vorstandsbeschluss nicht umgesetzt, sodass uns nichts anderes übrigblieb, als Strafanzeige zu erstatten.»
Kein Zewo-Gütesiegel
Der Schweizer Tierschutz ist nicht Zewo-zertifiziert. Das sei unverständlich, sagt Munz. «Eine Organisation mit 40 Millionen Bilanzsumme und 50 Vollzeitstellen muss professionell geführt sein. Sie muss eine transparente Rechnungslegung haben und Corporate-Governance-Richtlinien erfüllen. Das alles kann man mit den Zewo-Richtlinien. Dagegen hat sich die neue Präsidentin gewehrt.»
Die Zewo-Richtlinien
Der Krisenberater von Nicole Ruch lässt auf Anfrage von SRF ausrichten, Ruch habe vor der Delegiertenversammlung keine Zeit mehr für ein Interview. Gegenüber dem «Sonntagsblick» wies sie die Vorwürfe zurück. In einem längeren Interview im Herbst sagte Ruch, sie habe einen Modernisierungsprozess im Tierschutz eingeleitet und ein internes Kontrollsystem eingerichtet.
Roux und Munz seien vom Vorstand mit einer Zweidrittelmehrheit suspendiert worden, weil sie sich illoyal und unkollegial verhalten hätten, so Ruch im «Sonntagsblick». Wer auch immer recht hat: Die monatelangen Negativschlagzeilen hinterlassen Spuren beim Tierschutz. So rät die Zertifizierungsstelle Zewo davon ab, weiter an den Tierschutz zu spenden. Das spüren nun die Tierschutzsektionen in den Regionen.
Spenden gehen zurück
Beatrice Kirn, Geschäftsleiterin des Tierschutzes beider Basel (TBB), sagt: «Wir spüren es in einem Spendenrückgang von 15 bis 20 Prozent und mit Austritten langjähriger Mitglieder aus dem Verein.» Deshalb hat der Basler Tierschutz nun einen Antrag gerichtlich durchgebracht, der verlangt, dass an der DV zwingend über die Abwahl von Nicole Ruch abgestimmt wird. Weiter wird gefordert, dass ein Übergangspräsidium und eine Findungskommission eingesetzt werden.
Nicole Ruch war die Wunschnachfolgerin des jetzigen Ehrenpräsidenten Heinz Lienhard. Auf Anfrage von SRF sagt Lienhard, er wolle sich nicht weiter zu diesem unglaublichen Streit äussern. Das alles schade dem Renommee des Tierschutzes sehr. Jetzt müsse aufgeräumt werden. «Die jetzige Präsidentin, Nicole Ruch, muss aus dem Vorstand abgewählt werden. Und auch die beiden, die den Machtkampf angezettelt haben – Martina Munz und Michel Roux – müssen aus dem Vorstand verschwinden.»
Die Delegierten haben morgen in Olten darüber zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.