- Energieminister Albert Rösti und seine Amtskollegen von sechs EU-Staaten haben vereinbart, dass bis 2035 bei der Stromproduktion kein CO₂ mehr ausgestossen werden soll.
- Zudem will die Schweiz enger mit den sechs Staaten zusammenarbeiten, etwa bei der Planung von Stromnetzen und Stromspeichern.
Die Schweizer Stromproduktion ist heute schon fast CO₂-frei. Nur gerade zwei Prozent des Stroms aus Schweizer Steckdosen stammten im letzten Jahr aus fossilen Energieträgern. Dass nun auch Deutschland, Frankreich, Österreich, die Niederlande, Belgien und Luxemburg bis 2035 auf CO₂-freie Stromerzeugung umstellen wollen, habe für die Schweiz nur Vorteile, sagt Energieminister Albert Rösti.
Denn ein wesentlicher Anteil des verbrauchten Stroms in der Schweiz kommt aus dem Ausland. «Der Ausstieg aus den Fossilen bringt nur etwas, wenn der importierte Strom auch fossilfrei ist», so Rösti. Sonst sei es ein Nullsummenspiel. «Insofern ist das für die Schweiz wichtig.»
Kernenergie bleibt für Schweiz wichtig
Mittelfristig wird das Ziel der CO₂-freien Stromproduktion bis 2035 in den sieben Staaten zur Folge haben, dass wieder mehr Strom aus Kernkraftwerken kommen wird. Energieminister Rösti stellt fest: «Es werden in vielen Ländern neue Kernkraftwerke geplant.» Für die Dekarbonisierung sei das eine wichtige Energieform, so Rösti.
Wir gehen davon aus, dass die bestehenden Kernkraftwerke länger laufen als die angedachten 50 Jahre.
Die Schweiz habe zwar den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen, und das gelte es bis auf Weiteres zu respektieren, sagt Rösti. Doch die Vereinbarung von Brüssel bedeute, dass die Kernenergie für die Schweiz noch längere Zeit wichtig bleibe.
«Wir gehen davon aus, dass die bestehenden Kernkraftwerke länger laufen als die angedachten 50 Jahre. Wir gehen heute mindestens von 60 Jahren aus.» Das wäre dann nicht 2035, sondern 2045 und länger, sagt der Bundesrat. Ohne die Kernkraftwerke gehe es nicht. «Wir werden nicht schnell genug Erneuerbare zubauen können. Das braucht seine Zeit.»
Schweiz kann auf Nachbarstaaten zählen
Die gemeinsame Vereinbarung hat für den Energieminister noch einen weiteren Pluspunkt. Die sieben Staaten sichern sich zu, Stromnetze gemeinsam zu planen und sich bei der Stromspeicherung zu unterstützen.
Die Schweiz kann auf die Nachbarstaaten zählen – selbst dann, wenn mit der Europäischen Union kein Stromabkommen zustande kommen sollte.
«Der Wille, mit der Schweiz zusammenzuarbeiten, wird als selbstverständlich angeschaut», so Energieminister Rösti. Er ist nach dem gestrigen Treffen in Brüssel überzeugt, die Schweiz werde als Stromdrehscheibe und mit ihren grossen Speicherkapazitäten für die anderen sechs Staaten so oder so wichtig bleiben.