Vom Datendiebstahl beim Basler Erziehungsdepartement (ED) sind 761 Personen direkt betroffen. Dies teilte die Behörde nach einer Analyse der im Darknet publizierten Daten mit.
Von diesen 761 Personen wurden vermutlich auch Dateien «mit potenziell sensiblem persönlichen Inhalt» gestohlen und publiziert. Das können zum Beispiel Abklärungen durch den Schulpsychologischen Dienst oder auch der KESB sein.
Das ED hatte die rund 30'000 Nutzerinnen und Nutzer des gehackten Netzwerks «eduBS» erst rund zwei Monate nach Bekanntwerden des Angriffs aufgefordert, ihr Passwort zu ändern.
In der Zwischenzeit hatte sich die Schulbehörde Hilfe geholt bei einer externen IT-Sicherheitsfirma und verschiedene Massnahmen eingeleitet.
Späte Reaktion des Kantons löst Kritik aus
Mit einem Cyberangriff müsse man heutzutage zwar rechnen, sagt Michael Wüthrich, Informatiklehrer am Basler Gymnasium Leonhard. Allerdings kritisiert der ehemalige Grossrat der Grünen, dass die Schulbehörde viel zu lange gewartet habe, bis sie alle Nutzerinnen und Nutzer aufgefordert hat, ihre Passwörter zu ändern.
«Wenn man einen Hackerangriff feststellt, muss eine der ersten Massnahmen sein, sämtliche Benutzeraccounts zu deaktivieren und die User auffordern, ihr Passwort zu ändern – und zwar innerhalb von kurzer Zeit», so Wüthrich. Im vorliegenden Fall ist das erst rund zwei Monate nach der Erpressung passiert.
Dass die umgehende Aufforderung zur Passwortänderung eine Standardmassnahme ist, sagt auch Martin Lutz, Experte für Cybersicherheit bei der IT-Firma Axians. «Wenn man sich vor Augen führt, dass eine so bekannte und grosse Hackergruppe hinter einem solchen Angriff steht, kann man auch davon ausgehen, dass weitere Benutzer betroffen sind.»
Im Normalfall sollte die Änderung der Passwörter in 24 bis maximal 48 Stunden geschehen, so der IT-Experte.
«Nach aktuellem Wissensstand gehandelt»
Der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer sagt, er habe umgehend reagiert, als das Ausmass des Angriffs klar geworden sei. «Als wir realisiert haben, dass auch die Passwortdatenbank gestohlen wurde, haben wir alle Nutzer aufgefordert, ihre Passwörter zu ändern.» Und das sei bei rund 30'000 Nutzern, darunter Tausende Lehrerinnen und Schüler, keine einfache Aufgabe.
Es seien schwierige Entscheide gewesen. Einerseits sei lange nicht klar gewesen, welche Daten gestohlen wurden, und der Schulbetrieb habe weiterlaufen müssen. Andererseits war Ende Januar klar, dass der Angriff von gerissenen Cyberkriminellen ausging. «Möglicherweise hätten wir rückblickend unsere Nutzer früher aufgefordert, ihr Passwort zu ändern, wenn wir das Ausmass des Datendiebstahls damals schon gekannt hätten», so Cramer.
Ist das Schulnetz jetzt sicher?
Der Bildungsdirektor geht davon aus, dass das Netzwerk bereits ab Januar wieder sicher war und die Hacker keine weiteren Daten mehr stehlen konnten.
Informatiklehrer Wüthrich ist skeptisch. Er hält es für möglich, dass die Hacker noch immer gewisse Zugänge haben. Ausserdem hat er eine Vermutung, wieso das Erziehungsdepartement erst spät reagiert hat. «Man hat aus meiner Sicht versucht, das Ganze unter dem Radar verschwinden zu lassen. Hoffnung ist gut, aber Handeln ist besser.»