Man sieht ihm die Verunreinigung nicht direkt an – auch jetzt im Sommer nicht, wenn der Zugersee viele Badegäste anlockt. Doch die Zahlen belegen es: Der Phosphorgehalt im Zugersee ist zu hoch. Gegen 80 Milligramm pro Kubikmeter sind es aktuell. Die Vorgaben des Bundes sehen vor, dass längerfristig ein Wert von 30 Milligramm pro Kubikmeter erreicht werden müsste. Dass etwas unternommen werden muss, ist unbestritten. Doch bei der Frage, was genau gemacht werden soll, wird es schwieriger.
Klar ist, dass man bei der Landwirtschaft ansetzen muss, denn ein grosser Teil des Phosphors gelangt wegen ausgewaschener Gülle in den See. Der Bauernverband hatte deshalb 2018 mit dem Kanton eine Vereinbarung getroffen. Diese sah vor, dass der Verband ein eigenes Projekt umsetzt, um den Phosphorgehalt im Zugersee zu reduzieren. Doch nun hat der Bauernverband das Projekt gestoppt.
Wir hätten Sandfilterboxen platziert, in denen der ausgewaschene Phosphor aufgefangen worden wäre.
Der Grund für den Stopp: Die vorgeschlagenen Massnahmen hätten dem Bund nicht gereicht, sagt der Geschäftsführer des Zuger Bauernverbands, Ueli Staub. Die Bauern hatten unter anderem die Idee, mit Filteranlagen zu arbeiten. Diese hätten am Ende von bestehenden Drainage-Leitungen installiert werden sollen. «Wir hätten dort Sandfilterboxen platziert, in denen der ausgewaschene Phosphor aufgefangen worden wäre.»
Aber: «Der Bund forderte Verbindlichkeiten über mehrere Jahre», sagt Ueli Staub. Das sei den Bauern nicht möglich: «Betriebe verändern sich und haben eine rollende Planung.» Ausserdem sei es zu unsicher, ob die vorgeschlagenen Massnahmen von Bund und Kanton mitfinanziert würden. Deshalb habe man das Projekt stoppen müssen.
Beim Kanton zeigt man sich überrascht vom Rückzug des Bauernverbands. Jetzt sei man quasi «zurück auf Feld eins», sagt der zuständige Regierungsrat Florian Weber. Wie es weitergehe, sei noch offen: «Wir müssen jetzt eine Auslegeordnung machen.» Denn es stünden ohnehin sowohl auf nationaler wie auch auf kantonaler Ebene neue Bestimmungen und Gesetze an.
Naturschutzverband fordert Massnahmen
Besonders enttäuscht über den Stopp des Projekts ist der WWF Zug. Geschäftsführer Stephan Buhofer sagt: «Wir möchten eigentlich, dass die Bauern selber mitwirken und Verantwortung übernehmen, statt dass Zwang angewendet werden muss.» Doch es gehe nun schon zu lange nichts. «Es wird Zeit, dass man mit konkreten Massnahmen, die Wirkung zeigen, voranschreiten kann.»
Der WWF denkt dabei unter anderem an die sogenannte «Ausscheidung der Zuströmbereiche». Das würde bedeuten, dass im Einzugsgebiet des Sees spezielle Schutzzonen bezeichnet würden, in denen die Bauern ihre Tierbestände reduzieren oder wo sie einen Teil der Gülle extern abgeben müssten. Genau diese Massnahmen wollte der Bauernverband aber vermeiden.
Das Thema wird bald die Politik in Zug beschäftigen: Zurzeit ist ein Vorstoss der «Alternativen - Die Grünen» hängig. Mit diesem will die Partei die Regierung dazu verpflichten, «einen Bericht mit Massnahmen zur langfristigen Gesundung des Zugersees vorzulegen.»