Gesucht: Diplomierte Physiotherapeutin, Stellenantritt: Per sofort. Fast 200 solche Inserate gibt es aktuell in der Schweiz. Und so manches Inserat bleibt lange stehen – denn es gibt in der Schweiz einen Mangel an Physiotherapeuten. Viele Stellen bleiben monatelang unbesetzt.
Wer eine Stelle ausschreibe, brauche viel Geduld, sagt Torge-Nils Eistrup vom Verband Physioswiss: «Statistiken zeigen, dass Stellen in der Regel drei Monate lang unbesetzt bleiben.» Das gestalte sich vor allem bei kurzfristigen Ausfällen als schwierig.
Nachbehandlungen nehmen zu
In der Schweiz würden nur etwa halb so viele Physiotherapeutinnen und -therapeuten ausgebildet, wie effektiv benötigt: «Es werden zwischen 500 und 600 Physiotherapeuten im Jahr ausgebildet. Der Bedarf liegt mit zwischen 800 und 1000 aber deutlich höher.»
Dass die Nachfrage nach Physiotherapie immer weiter wächst, hat auch damit zu tun, dass die Politik das Prinzip «ambulant vor stationär» forciert – Patienten bleiben also kürzer im Spital und sind auf eine gute Betreuung ausserhalb des Spitals angewiesen.
Wichtig ist, dass Physiotherapeuten unnötige Therapien nicht fortführen.
Natürlich müsse die Branche auch selbstkritisch sein, so Torge-Nils Eistrup. Zwar erfolge eine Physiotherapie nur auf ärztliche Verordnung. Allerdings sei es wichtig, dass sich Physiotherapeuten auch sensibilisieren und unnötige Therapien nicht fortführten.
Keine Praktika in privaten Praxen
Um den Personalmangel zu entschärfen, braucht es aus Sicht von Physioswiss jedoch vor allem mehr Ausbildungs- und Praktikumsplätze. Aktuell dürfen nur Spitäler Praktika anbieten und die Arbeit von Praktikanten auch abrechnen. Physioswiss fordert, dass auch private Praxen dies dürfen.
Doch weder Bund noch Kantone wollen diese Praktika finanzieren. Und so bleibt vorerst alles beim Alten: Die Nachfrage nach Physiotherapie steigt weiter, die Zahl der Physiotherapieabschlüsse und Praktika bleibt jedoch konstant.