Zum Beispiel die Schule Schötz im Kanton Luzern: Dort suchten die Verantwortlichen so dringend eine Lehrperson, dass sie zu einem aussergewöhnlichen Mittel griffen. Sie haben ein Video produziert, in dem die Kinder selbst Werbung machen: «Meistens sind wir ganz lieb und geben uns Mühe», sagt da etwa eine Schülerin. Und ihr Kollege meint zur potenziellen Lehrperson: «Wenn du zu uns kommst, dann freue ich mich.»
Vom Mangel an Lehrkräften ist natürlich nicht nur Schötz betroffen. Im Kanton Luzern sind kurz vor den Sommerferien noch rund 60 Stellen an Schulen unbesetzt. Die Situation habe sich verschärft, bemerkt Pirmin Hodel, Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands. Früher seien vor allem Schulen auf dem Land betroffen gewesen. «Neuerdings sind es aber auch Zentrumsgemeinden, die stöhnen und sagen, sie könnten ihre Stellen kaum mehr besetzen.»
Neuerdings sind es auch Zentrumsgemeinden, die stöhnen.
Ein Grund dafür sind die vielen Pensionierungen. Zurzeit erreicht die Generation der Babyboomer das Pensionsalter. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Schülerinnen und Schüler. Diese Diskrepanz zeichnete sich schon länger ab und es gab in den vergangenen Jahren auch Anstrengungen, mehr Lehrkräfte auszubilden. Eigentlich mit Erfolg: Viele Pädagogische Hochschulen vermelden regelmässig neue Höchstzahlen bei den Anmeldungen.
Teilzeitarbeit verstärkt den Mangel
Warum reicht es trotzdem nicht, um die Personallücke zu füllen? Ein Grund sind ausgerechnet die familientauglichen Arbeitsmodelle. «Heute sind 80 Prozent des Lehrpersonals Frauen, die häufig nach der Familienpause in Teilzeit zurückkommen. Und das bedeutet, dass es mehr Personal braucht», liefert der oberste Luzerner Lehrer Pirmin Hodel eine Erklärung.
Kathrin Futter von der PH Schwyz sieht noch einen weiteren Erklärungsansatz. Es gebe auch frisch ausgebildete Lehrpersonen, die sich bald wieder von ihrem Beruf abwenden, weil die Belastung zu gross ist. Eine gute Betreuung beim Berufseinstieg sei deshalb unabdingbar, sagt sie: «Es ist wichtig, dass man in den Schulen als Team arbeitet und nicht als Einzelmaske.»
Und es brauche auch sonst gute Bedingungen, fügt Adrian Estermann vom Zuger Schulleiterverband an. In seinem Kanton ist der Lehrkräftemangel weniger akut: «Wir haben vernünftige Klassengrössen, vernünftige Ressourcen für die integrative Förderung und vernünftige Infrastrukturen. Das sind alles Voraussetzungen dafür, dass wir die Stellen noch besetzen können.»
Es ist wichtig, dass man anerkennt, was die Lehrerinnen und Lehrer tagtäglich leisten.
Dass die Arbeitsbedingungen eine wichtige Rolle spielen, davon ist auch Dagmar Rösler überzeugt. Für die Präsidentin des schweizerischen Lehrerinnen- und Lehrerdachverbands jedenfalls ist klar, dass es noch Verbesserungen vonseiten der Politik braucht: «Es ist wichtig, dass man anerkennt, was die Lehrerinnen und Lehrer tagtäglich leisten.»
Zu dieser Anerkennung gehöre unter anderem auch der Lohn. Es brauche «wettbewerbsfähige Löhne in allen Kantonen», sagt Rösler. In diesem Bereich wäre noch einiges zu bewerkstelligen: Tatsächlich sind die Lohnunterschiede unter den Kantonen beträchtlich.