Historisches Verenabad begeistert: In Baden wird gebaut, und immer wenn hier gebaut wird, findet man Überreste aus früheren Zeiten. Die Thermalquellen am Limmatknie in Baden nutzten bereits die Römer ausgiebig. Ab dem ersten Jahrhundert n. Chr. errichteten sie Heil- und Thermalbäder, die den Badeort im Römischen Reich bekannt machten. Noch heute findet man bei Ausgrabungen Zeugen dieser Vergangenheit.
Das ist ein Sensationsfund.
Nun sind das historische Verenabad (2000 Jahre alt), Altäre und ein Sakralbau bei Bauarbeiten auf dem Kurplatz gefunden worden. Viele aus der Region kamen auf Führungen der Archäologen, um das Verenabad zu sehen. Zudem soll nun auch ein historisches Freibad freigelegt werden. Baden sei als Ausgrabungsstätte sensationell, sagt Armand Baeriswyl, Privatdozent an der Universität Bern für Mittelalterarchäologie und Bauforschung.
Sakralbau im Thermalbad, wieso? «Kultbauten im direkten Umfeld einer Thermalquelle sind in römischer Zeit keine Seltenheit, sondern die Regel», heisst es beim Kanton Aargau. Beispiel aus Gallien, Germanien oder Italien würden belegen, dass die Nutzung des warmen Wassers und kultische Handlungen eng zusammengehörten. In Baden fand man nun im Bauschutt das Fragment einer Monumental-Inschrift, die nun von Experten untersucht wird.
Streit um die Funde und Zeitdruck: Seit dem Frühling wird in Baden im Bereich Kurplatz gegraben. Thermalwasserleitungen werden ersetzt. Das 2000-jährige Verenabad, das im Mittelalter durch die Sage der heiligen Verena Bekanntheit erlangte, wurde dabei wiederentdeckt und gibt seither zu reden. Die Kantonsarchäologie und die Bauherrin auf dem Kurplatz, die Stadt Baden, untersuchen und diskutieren seither, was man mit dem Sensationsfund auf dem Kurplatz machen soll. Zuschütten, erhalten, untersuchen, ausgraben? Das Problem: Die Zeit drängt.
Der Zeitdruck ist gross, weil gleich neben der Fundstelle das grosse, neue Thermalbad von Stararchitekt Mario Botta entsteht. Mit den privaten Bauherren dieses Bades möchte sich die Stadt nicht anlegen, schliesslich ist die Eröffnung des Bades im Herbst 2021 fix geplant, das Eröffnungsfest steht. Das ist schon lange bekannt und so vereinbart.
Badener wehren sich: Eigentlich müsste man den Kurplatz Schicht für Schicht dokumentieren und abtragen. «Man macht sicherlich jetzt nur das Minimum. Man kann nicht rechts und links schauen, das bleibt nur noch der nächsten Generation vorbehalten», kritisiert die Badener Historikerin Ruth Wiederkehr den Zeitdruck.
Man ist wie im Blindflug auf diesem Platz.
Man hätte früher reagieren sollen, findet auch der Badener Historiker Bruno Meier: «Man ist wie im Blindflug auf diesem Platz. Das hätte man vor 2, 4 oder 5 Jahren angehen sollen und alles sondieren sollen», sagt er. Jetzt sei es zu spät.
Kantonsarchäologie weist Kritik zurück: Die Archäologie habe gesetzliche Vorschriften, die man umsetzen müsse, sagt Georg Matter, damals zuständiger Kantonsarchäologe, heute Leiter Abteilung Kultur. Man untersuche, was vom Bauvorhaben zerstört wird, das mache man auch auf dem Kurplatz so Matter. Die Kantonsarchäologie mache ihren Job gut, hält er fest.
So geht es weiter: Die Thematik beschäftigt derzeit auch noch den Badener Einwohnerrat. Die Leiterin der Arbeitsgruppe meinte jedoch, dass die bisherigen Funde wohl wieder zugeschüttet würden, da man sie so am Besten erhalten könne. Die Badener Vergangenheit bleibt für die Bevölkerung also unter dem Kurplatz verborgen.