In der Schweiz hat es nicht nur zu wenige Wohnungen, auch die Mieten steigen. Bundesrat Guy Parmelin hat deshalb schon Anfang Jahr vor sozialen Spannungen gewarnt. Nun hat der Wirtschaftsminister beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die Massnahmen prüft, damit mehr gebaut werden kann. Im Interview begründet Parmelin sein Vorgehen.
SRF News: Reicht das gemächliche Tempo angesichts des grossen Problems Wohnungsnot?
Guy Parmelin: Eine einfache und schnelle Lösung gibt es nicht. So sprechen etwa viele Leute vom verdichteten Bauen – aber bei sich wollen sie das dann doch nicht. Wahrscheinlich gibt es auch nicht eine einzige Lösung für alle Regionen, Kantone und Städte. Das ist eine der Schwierigkeiten.
Beim Bund haben Sie den Lead, etwa bei den Lärmvorschriften. Muss man diese lockern?
In Zürich sind beispielsweise 2000 Wohnungen wegen eines Bundesgerichtsurteils zum Lärmschutz blockiert. Wir müssen jetzt schauen, diese Vorschriften zu flexibilisieren. Deshalb müssen alle zusammenarbeiten: Bund, Kantone und Städte.
Die Situation in Städten, in Tourismusregionen oder auf dem Land ist völlig unterschiedlich.
Wie steht es um die Förderung günstiger Wohnungen – dass bei neuen Überbauungen beispielsweise eine gewisse Quote günstiger Wohnungen erstellt werden muss?
Das ist für uns kein Tabu, auch das wurde heute diskutiert. Dabei zeigte sich: Jene Städte, die für stärkere staatliche Eingriffe sind, sind auch sehr pragmatisch. Sie sehen, dass die Situation in Städten, in Tourismusregionen oder auf dem Land völlig verschieden ist.
Wie stark ist Ihr politischer Wille, tatsächlich etwas zu tun?
Er ist durchaus vorhanden. Doch ich kann bloss Anträge deponieren – aber wenn das solche sind, die von vorneherein politisch chancenlos sind, bringt das nichts.
Die Wohnungsmieten steigen in den nächsten Jahren wohl um bis zu zehn Prozent. Kann man das den Leuten zumuten – oder muss man auch darüber diskutieren, wie hoch die Renditen der Vermieter sein dürfen?
Ich habe versucht, auch zum Mietrecht einen runden Tisch zu machen – doch die Situation ist politisch völlig blockiert. Da nützt auch ein runder Tisch nichts, wenn die Leute nicht zusammenarbeiten wollen.
Sie bringen also keine Vorschläge ein, um die Renditen zu begrenzen, damit die Mieten nicht allzu sehr steigen?
Das wichtigste ist jetzt, mehr Wohnungen auf den Markt zu bringen. Sobald dies der Fall ist, steigen die Preise und die Mieten nicht mehr.
Sobald mehr Wohnungen auf dem Markt sind, steigen auch die Preise und die Mieten nicht mehr.
Die Zuwanderung führt dazu, dass jedes Jahr mehrere Zehntausend neue Wohnungen nötig sind. Ihre Partei, die SVP, will deshalb bei der Einwanderung ansetzen.
Die Migration ist tatsächlich ein wichtiger Teil des Problems. Doch man muss auch wissen, was man will: Viele sagen, wir brauchen Spezialisten aus dem Ausland für die Wirtschaft und den Wohlstand. Wenn man eine solche Politik will, muss man Lösungen finden. Wenn wir das nicht wollen, löst das vielleicht gewisse Schwierigkeiten. Doch dann haben wir andere Probleme.
Das Gespräch führte Dominik Meier.