15 Personen wurden am Freitag bei den Zugentgleisungen in Lüscherz am Bielersee und in Büren zum Hof zwischen Bern und Solothurn verletzt. Klar ist: Zum Zeitpunkt der Unfälle hat der Sturm «Mathis» gewütet.
Christoph Kupper, Abteilungsleiter Bahnen bei der Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust, nimmt die Unfälle unter die Lupe. Er sieht in den Windböen eine plausible Erklärung.
Wir gehen im Moment davon aus, dass ein Naturereignis die Ursache ist.
«Wir gehen im Moment auch davon aus, dass ein Naturereignis, insbesondere Sturm, die Ursache der Entgleisungen ist», sagt Kupper gegenüber SRF. Davon sind nebst der Sust mittlerweile auch die Polizei und die Bahnbetreiber der betroffenen Strecke überzeugt. Die Sust untersucht die beiden Unglücke derzeit – und prüft dabei auch die Wetter- und Fahrdaten genau.
Schon mehrfach Züge aus den Schienen geweht
Falls die beiden Zugentgleisungen in Lüscherz und in Büren zum Hof tatsächlich vom Wind verursacht worden sind, wären das nicht die ersten Unfälle dieser Art. Seit 1996 kam es in der Schweiz schon dreimal zu solchen Ereignissen.
So hob ein Sturm im Jahr 2018 bei Lenk im Simmental im Kanton Bern einen Wagen der Montreux-Oberland-Bahn (MOB) aus den Schienen, wie Kupper erzählt. Dabei wurden acht Personen mehrheitlich leicht verletzt.
Im Jahr 2007 entgleiste wegen einer Böe bei Wasserauen die Appenzeller Bahn. Beim Unfall erlitt der Lokomotivführer einen Schock und Prellungen. Passagiere befanden sich nicht im Zug.
Entgleisungen wegen starker Winde gab es laut Kupper 1996 auch bei der Wengernalpbahn im Berner Oberland. Damals wurden vier Touristinnen verletzt. Der Zug fuhr während eines Föhnsturms.
Braucht es neue Vorschriften?
Fachmann Christoph Kupper betont, dass es zumindest für Bergbahnen schon heute Regeln für den Zugbetrieb bei Sturm gebe. Diese würden den Betrieb einstellen, wenn es zu stark winde.
Es bleibe aber unklar, ob das für den restlichen öffentlichen Verkehr auch anwendbar und zielführend sei – bei viel grösseren Distanzen und bei solch plötzlichen Phänomenen. «Da versuchen wir, eine Antwort zu finden», erklärt Kupper.
Bereits heute würden Bahnunternehmen bei Sturm eine Risikobeurteilung machen. Dass bei zunehmenden Wetterextremen das Risiko für solche Unfälle steigt, sei ein «realistisches Szenario». Neue Vorschriften für ein Fahrverbot bei starken Winden seien «zu prüfen».