Als junger Mann in den 1940er-Jahren lernte Ulrich Bremi Mechaniker – und Mechaniker blieb er, in gewissem Sinne. Mechaniker zwischen Politik und Wirtschaft: Die beiden Bereiche waren für ihn zeitlebens zwei Seiten der gleichen Medaille.
Bremi war Prototyp des traditionellen Zürcher Wirtschaftsfreisinns, den die Linken Filz nannten. Bremi war Verwaltungsratspräsident der Georg Fischer AG, der Swiss Re und der «Neuen Zürcher Zeitung», daneben Politiker und Milizoffizier.
Ein freisinniger Patriot
Für ihn sei das ein Engagement für das Land, wie er es allen ans Herz lege: «Ich fordere alle dazu auf – alle! – damit zu beginnen, gegenüber der Gemeinschaft einen persönlichen Beitrag zu leisten und sich mit dieser Gemeinschaft öffentlich zu identifizieren», so Bremi 2005 in einem Fernsehinterview.
Als Polit-Mechaniker, der auch mit der Gegenseite verhandeln kann, wurde Bremi in den 1970er-Jahren rasch zur wichtigen Figur und zum Strippenzieher in Bern. Er wurde Fraktionschef der FDP und mit der Wahl von Elisabeth Kopp zur ersten Bundesrätin, als deren Förderer er galt, gelang ihm ein Coup.
Er hielt lange zu ihr, auch als sie schon öffentlich wegen einer vermeintlichen Amtsgeheimnisverletzung unter Beschuss war. Nach Kopps Rücktritt sagte Bremi zu ihren Gründen: «Die Heftigkeit und vielleicht auch die Geschlossenheit der Pressereaktion war für sie nicht abzusehen. Sie hat etwas anderes erwartet.»
Bremi liebte auch die grosse Geste. Als er 1991 Nationalratspräsident war, höchster Schweizer, liess er zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft ein Theaterstück des bei Bürgerlichen nicht gerade beliebten Friedrich Dürrenmatt aufführen: Herkules und der Stall des Augias – im altehrwürdigen Nationalratsaal.
Und er hielt auf dem Rütli eine 1. August-Rede vor Parlamentspräsidenten aus ganz Europa. Er sei Patriot, sagte er dem damaligen Radio DRS: «Wenn ich mir vorstelle, was auf dieser Wiese, auf diesem Quadratmeter, seit Jahrhunderten passiert ist, dann geht das nicht so ganz spurlos an mir vorbei.»
Appell an die eigene Partei
Nach dem Jahr als Nationalratspräsident trat Bremi zurück – als Politiker, nicht als Wirtschaftsführer oder auch Krisenmanager. Zum Beispiel nach dem Grounding der Swissair.
Seine Partei, die FDP, verlor in all den Jahren kontinuierlich an Boden. 2005 sagte Bremi noch, die FDP brauche jetzt Persönlichkeiten, «die sich in wichtigen Fragen nicht nur auf ihre Spezialität, ihre Ideologie oder Parteigrenzen konzentrieren. Es gibt jetzt Fragen, die von reinen Parteipolitikern offensichtlich nur schwer gelöst werden können.»
Ein Satz, den Ulrich Bremi heute vielleicht genau so wieder sagen würde. Aber wir können ihn nicht mehr fragen.