- Der Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, muss für die Dauer von sechs Monaten eine Auszeit nehmen.
- Er soll gegen den «Code of Conduct» von Ringier verstossen haben.
- Ob er zurückkehrt, ist noch nicht entschieden.
Die Entscheidung für die Auszeit ab kommenden Montag habe das Management der Ringier-Gruppe in Übereinstimmung mit Dorer getroffen, wie der «Blick» in eigener Sache mitteilt. Im Raum stehen Vorwürfe von bevorzugter Behandlung einer «bestimmten Mitarbeitenden-Gruppe» und eine zu wenig klare Differenzierung von Privat und Geschäft, wie es weiter heisst. Ringier werde den Meldungen und Beobachtungen nachgehen, sie lückenlos aufklären und aufarbeiten.
«Meine Abwesenheit wird die Aufklärung vereinfachen, daher ist diese Auszeit auch in meinen Sinn – obwohl mir der Schritt enorm schwerfällt», wird Dorer zitiert. Sollte er durch sein Handeln ohne Absicht dem Wohl der Gruppe oder Einzelner geschadet haben, so bedaure er dies über alle Massen.
«Betriebskultur» unter der Lupe
Während seiner Auszeit übernehmen Steffi Buchli, Chefredaktorin Blick Sport, und Andreas Dietrich, Chefredaktor Blick, die publizistische Verantwortung. Alle anderen Führungsaufgaben werden an Ladina Heimgartner als CEO und Roman Sigrist als COO der Blick-Gruppe interimistisch übergeben.
Nun soll mithilfe externer Experten durchleuchtet werden, wie es um die Unternehmenskultur innerhalb der Blick-Gruppe im Detail steht. Das Thema «Betriebskultur» werde laut Heimgartner in den nächsten Wochen und Monaten «absolutes Fokusthema».
Gegenüber SRF fordert Gewerkschafterin Stephanie Vonarburg von den Medienhäusern, dass sie künftig eingreifen, bevor Konflikte eskalieren. «Was in der Medienbranche vorgeht, ist bedenklich. Es scheint etwas nicht rund zu laufen, insbesondere was die Personalführung angeht. Das Machtgefälle wird offensichtlich öfters ausgenutzt.»
Dass Ringier erneut für Negativschlagzeilen sorgt, könne für den Konzern zum Problem werden, sagt Medienwissenschaftler Mark Eisenegger von der Universität Zürich. Der Ruf der Firma könne leiden. Deshalb müsse Ringier entschieden handeln: «Wenn irgendwelche Dinge im Unternehmen nicht koscher sind, muss man Strukturen verändern und nicht nur Symbolpolitik betreiben.»