- Der 18. Oktober ist der europäische Tag gegen Menschenhandel. Dabei ist die Schweiz keine Insel: Jährlich machen zwischen 200 und 300 Opfer von Menschenhandel ihre Ausbeutung publik.
- Menschenhandel findet sich in der Prostitution, im Bau- und Gastgewerbe, aber auch in der Altenpflege und in Privathaushalten.
- Doch die meisten Fälle bleiben unentdeckt – nun will der Bund noch genauer hinsehen.
Menschenhandel spielt sich im Verborgenen ab, auch die Zahl der Opfer liegt im Dunkeln. Bund und Nichtregierungs-Organisationen haben ihr Engagement zwar verstärkt – mit Aktionen wie Anlaufstellen für Opfer sensibilisieren sie die Bevölkerung. So gelingt in einzelnen Fällen ein Ausbrechen aus dem Zirkel von Zwang und Ausbeutung, Drohung, Erniedrigung und Gewalt. Doch viele Fälle bleiben unentdeckt.
Eines der Opfer ist Maria, die als Nanny in die Deutschschweiz gekommen ist und täglich von 6 bis 23 Uhr arbeiten musste: «Sie hatte keine Privatsphäre, sie musste auf dem Boden schlafen. Sie wurde von einem Ehepaar erniedrigt, beschimpft, bedroht und auch zu sexuellen Handlungen genötigt – und zudem hat sie fast gar keinen Lohn erhalten», schildert Anna Schmid. Sie kennt Marias Geschichte, weil sie eine Plattform von Nichtregierungs-Organisationen koordiniert, die Plateforme Traite.
Bund will Inspektoren sensibilisieren
Marias Geschichte zeigt auch: Das bisherige Engagement reicht nicht. Schmid sieht Handlungsbedarf beim Schutz der Opfer, im Asylwesen und in der Arbeitswelt. Sie freut sich, dass der Bund nun einen neuen Aktionsplan gegen Menschenhandel ausarbeitet. Der Fokus soll dabei auf der kriminellen Ausbeutung von Menschen als Arbeitskraft liegen, wie das Fedpol auf Anfrage von Radio SRF schreibt:
«In Zukunft muss auch die Ausbeutung der Arbeitskraft in der Gastronomie, der Altenpflege, dem Baugewerbe und im Facility Management stärker angegangen werden. Dazu sollen Arbeitsinspektorinnen und -inspektoren der Arbeitsmarktaufsicht weiter ausgebildet werden.»
Künftig will der Bund alle – auch die Kantone – stärker in die Pflicht nehmen im Kampf gegen den Menschenhandel.