Ob durch die «Blickfangkurve» oder über die «Bienenhauspassage»: Seit rund 20 Jahren stürzen sich wagemutige Bikerinnen und Biker die Downhill-Strecke am Berner Hausberg Gurten hinunter.
Jährlich kurven bis zu 50'000 Personen von der Bergstation des Gurtenbähnli durch den Gurtenwald hinunter nach Wabern, an Spitzentagen sind es 500 Abfahrten. Der Gurten-Trail mit seinen zahlreichen Sprüngen gilt schweizweit als Pionierstrecke, die Mountainbike-Piste wurde 2006 als einer der ersten Bike-Trails legalisiert.
1.8 Kilometer lange Neubaustrecke durch den Wald
Länger, flacher, weniger gefährlich: Jetzt wird die Strecke von Grund auf neugestaltet, wie Recherchen von SRF zeigen. Kernstück des Redesigns ist eine neue, knapp zwei Kilometer lange Piste durch den Wald.
«Der Trail wird länger und einfacher. Es gibt mehr Flow und Fahrspass», sagt Severin Schindler, Bike-Trail-Konstrukteur und Vorstandsmitglied des Berner Bike-Netzwerks Trailnet.ch.
Die neue Route sei für «alle mit ein bisschen Bike-Erfahrung machbar». Mit der neuen Strecke wolle man sich stärker am Breitensport orientieren, ohne die fortgeschrittenen Bikerinnen und Biker zu vergraulen.
Mit einer Länge von 2.4 Kilometern ist der neue Gurten-Trail rund 600 Meter länger als die alte, steilere Route. Diese ist durch viele aufeinanderfolgende Kurven geprägt. «Man muss dort Märmälibahn-mässig runterfahren», illustriert Schindler.
Vereinzelt müssen Bäume weichen
Das hat Folgen: Wegen der hohen Belastung erodiert der Bike-Trail an gewissen Stellen, insbesondere in Kurven. Bei Regen werde die Strecke teilweise regelrecht weggespült. «Mit dem Redesign der Strecke wird sich der Unterhaltsaufwand massiv reduzieren», ist Schindler überzeugt.
Ohne Eingriffe in die Natur ist die Rundumerneuerung des Trails nicht möglich. Um die neue, flachere Linienführung realisieren zu können, müssen laut Schindler «vereinzelt» Bäume gefällt werden.
Ziel sei es aber, mit der neuen Linienführung des Gurten-Trails Wald und Natur stärker zu schonen. Dies zum Beispiel, indem die neue Route teilweise entlang von bestehenden Waldwegen verlaufe. Und neuralgische Stellen wie Wegkreuzungen mit Wandernden entschärft werden, indem das Tempo reduziert wird. Zudem bauen die Bike-Freaks die derzeit bestehende Linie auf bestimmten Passagen zurück und pflanzen dort neue Bäume.
Eröffnung im Herbst geplant
Bike-Enthusiast Severin Schindler hofft, bereits im Oktober erstmals über den neuen Gurten-Trail flitzen zu können – rechtzeitig zum 20-Jahres-Jubiläum von Trailnet.ch. Der Verein betreibt neben dem Gurten-Trail etwa den Biel-Trail in Magglingen und den Schwarzkopf-Trail bei Ittigen.
In trockenen Tüchern ist die neue Mountainbike-Piste aber noch nicht. Nach der Baupublikation im April ist eine Einsprache gegen das Projekt eingegangen, die Baubewilligung liegt noch nicht vor.
Gurtenbahn ist mit an Bord
Zudem sind für die rund 200'000 Franken teure Strecke bislang rund 140'000 Franken gesichert, für den Rest ist ein Crowdfunding und Sponsoring geplant. Die Gurtenbahn AG steuert an die Strecke maximal 60'000 Franken bei, wie Mediensprecher Rolf Meyer erklärt.
Die Bikerinnen und Biker seien für die Gurtenbahn ein wichtiges Standbein. «Der Bike-Trail gehört wie die Gurtenbahn zum Gurten, deshalb unterstützen wir die neue Downhill-Strecke auch finanziell», so Meyer.