Amtsgeheimnisverletzung – so lautet der Vorwurf gegen die beiden Stadträte, die neu suspendiert wurden. Es handelt sich um Michel Agnant und Jerôme Christen von der Gruppierung «Vevey Libre». Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten der Geschäftsprüfungskommission interne vertrauliche Dokumente zugespielt. Dies im Zusammenhang mit der Affäre um den bereits vor einem halben Jahr suspendierten Lionel Girardin.
Gegen Girardin wird wegen ungetreuer Amtsbesorgung ermittelt. Ihm wird vorgeworfen als Präsident einer Stiftung, die sich um Sozialwohnungen kümmert, nahestehenden Personen bezahlte Aufträge zugeschanzt zu haben.
Ungewöhnliches Agieren der Kantonsregierung
Es sei ungewöhnlich, dass sich die Kantonsregierung so stark in kommunale Angelegenheiten einmische, sagte die zuständige Regierungsrätin Beatrice Mettraux auf Radio RTS. Sie habe aber keine andere Wahl gehabt, damit der Stadtrat einigermassen zur Ruhe komme, auch im Hinblick auf das Winzerfest nächsten Sommer.
Damit der Stadtrat von Vevey nicht nur zu zweit dasitzt und überhaupt beschlussfähig ist, hat die Kantonsregierung eine Waadtländer Politgrösse zusätzlich ernannt: Michel Renaud. Der 74-Jährige hatte sich eigentlich aus der Politik zurückgezogen. Er war unter anderem während 27 Jahren Kantonsparlamentarier.
Die Waadtländer Regierung behält sich vor, im Januar einen vierten Stadtrat von Vevey zu ernennen, damit die Exekutive funktionieren kann, bis die Strafverfahren gegen die drei suspendierten Stadträte abgeschlossen sind.