Am 25. März wittern zwei Ostschweizer Unternehmer ein gutes Geschäft. Sie registrieren die Webseite masken24.com und installieren einen Onlineshop, über den sie Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe und Masken anbieten. Und sie schalten via Facebook Werbung.
Die Webseite ist professionell und die Firma wirkt seriös: Die Kontaktadresse ist in Herisau. Da Masken im März und April schweizweit äusserst rar sind, bestellen auch Leute im Internet, die solche Ware sonst nie online kaufen würden.
Firma taucht wochenlang unter
Ein 69-jähriger Berner kauft Mitte April 100 Einwegmasken. Lieferung innert drei bis fünf Werktagen, heisst es. Er bezahlt 145 Franken per Kreditkarte und hört nichts mehr. Auch einem 67-jährigen Basler Kunden geht es so.
Beide erhalten die Bestellbestätigung von einer Twen Trade GmbH. Doch danach verstreichen Tage und Wochen ohne Nachricht – E-Mails und Telefonate laufen ins Leere. «Ich habe innerhalb dreier Wochen neunmal telefoniert. Es läutete jeweils ein paar Mal, danach wurde der Anruf weggedrückt», erinnert sich einer der Kunden.
Dem Basler reisst Anfang Mai die Geduld. Er setzt der Firma eine Frist und droht mit Betreibung. Doch auch diese Frist verstreicht ohne Rückmeldung. Aber die Betreibung kommt an: Die Firma erhebt umgehend Rechtsvorschlag. Das heisst: Um sein Geld zurückzuerhalten, müsste der Kunde nun vor Gericht.
Kantonspolizei ermittelt
Die Betroffenen vermuten einen Schwindel und wenden sich ans SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Denn der Shop ist nach wie vor online.
Doch auch «Espresso» erhält auf E-Mails, Anrufe, Brief oder Kontaktanfragen via Webseite vorerst keine Antwort und wendet sich deshalb an die zuständige Kantonspolizei. Mediensprecher Daniel Manser bestätigt weitere Fälle: «Im Kanton Appenzell Ausserrhoden sind einzelne Anzeigen gegen diese Firma eingegangen. Inwiefern es sich dabei um einen strafrechtlich relevanten Tatbestand handelt, wird derzeit abgeklärt.»
«Widrige Umstände»
Und plötzlich taucht die Firma aus der Versenkung auf. Es sei alles sehr unglücklich gelaufen, entschuldigt sich einer der Verantwortlichen, der allerdings nicht für ein Interview zur Verfügung stehen will. Sie schreiben in einer Stellungnahme: Sie seien im März und April mit Bestellungen regelrecht überrannt worden und hätten mit Lieferanten, dem Zoll und technischen Problemen gekämpft.
Weshalb etliche Kunden keinerlei Rückmeldung erhalten haben und weshalb der Shop trotz allem noch online war, dazu steht nichts in der Stellungnahme.
Aber: Man sei bemüht, offene Bestellungen noch auszuliefern oder das Geld zurückzuerstatten, schreiben die Verantwortlichen: «Wir bedauern, dass es aufgrund der widrigen Umstände einerseits zu Lieferverzögerungen gekommen ist und andererseits leider auch die Rückerstattung bei stornierten Bestellungen nicht so reibungslos klappt, wie eigentlich erwartet werden dürfte. Dafür möchten wir uns auf diesem Wege entschuldigen.»
Hörer sollen Geld zurückerhalten
Nachdem sich «Espresso» eingeschaltet hat, ist die Seite plötzlich nicht mehr verfügbar. Und: Die beiden SRF-Hörer sollen das Geld zurückerhalten, so die Versprechung.