Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrat Andreas Aebi leidet als Landwirt unter der massiven Trockenheit. Seine Weiden sind verdorrt.
- Aebis Partei bezweifelt in ihrem Positionspapier den Klimawandel und kämpft aktuell in der Umweltkommission gegen mehr Klimaschutz.
Seit Wochen kein richtiger Regen mehr. Die Weiden sind verdorrt. Seine Kühe fressen Abfallkartoffeln statt saftiges Emmentaler Gras: Der SVP-Nationalrat und Bauer Andreas Aebi leidet unter der massiven Trockenheit. «Was mir am meisten zu denken gibt: ganz Europa ist trocken», so Aebi gegenüber der «Rundschau». Sogar die grüne Insel Irland sei braun.
Aebi macht sich in diesem Rekordsommer grundsätzliche Gedanken: «Ich mache mir grosse Sorgen. Ich sehe, dass das Wasser für die Landwirtschaft weltweit zum grossen Problem wird.» Die Schweiz sei doch das Wasserschloss Europas: «Wie soll das weitergehen mit der Welt, wenn sogar wir es plötzlich so trocken haben und es an guten Lagen an Wasser fehlt?»
Viele in der SVP zweifeln am Klimawandel
Landwirt Andreas Aebi ist Präsident der SVP Emmental und Nationalrat der Volkspartei. Während Aebi diesen Sommer verzweifelt auf Regen wartet, kämpft seine Partei im Bundeshaus gegen mehr Klimaschutz.
Viele von Aebis Parteikollegen bezweifeln sogar, dass es einen menschgemachten Klimawandel gibt: «Vor 15 000 Jahren war die Sahara grün. Heute ist es eine Wüste. Das ist kein Einfluss der Menschheit», sagt etwa Manfred Bühler (SVP/BE). Es habe immer kältere und wärmere Zeiten gegeben, so Bühler weiter. «Ich glaube nicht, dass der Mensch irgendeinen Einfluss auf das Klima hat», meint Parteikollege Erich Hess (SVP/BE) sogar.
Kritik an der Klimapolitik der SVP
«Es ist schockierend. Es ist unhaltbar, dass die grösste Partei der Schweiz das leugnet», sagt Beat Jans (SP/BS), Mitglied der nationalrätlichen Umweltkommission. Und auch von bürgerlichen Politikern gibt es harsche Kritik an der SVP-Klimapolitik.
«Die Verleugnung des Anteils des Menschen am Klimawandel ist so, wie wenn man den Flug der Apollo auf den Mond bezweifeln würde», sagt etwa der freisinnige Nationalrat Peter Schilliger (FDP/LU).
Aebi spürt den Klimawandel auf dem eigenen Hof
Andreas Aebi steckt als SVP-Nationalrat und betroffener Landwirt im Dilemma. Er ist treues Parteimitglied. Gleichzeitig leidet sein Betrieb und als Bauer kann er den Klimawandel nicht verneinen: «Hier auf meinem Hof erlebe ich, dass es wärmer wird. Es passiert etwas und ich würde lügen, wenn ich was etwas anderes erzählen würde», redet Aebi Klartext.
Dass die Bauernpartei SVP sich so vehement gegen mehr Klimaschutz wehrt, erklärt er sich mit wirtschaftspolitischen Gründen. Gerade die ganz grossen Sünder wie die USA und China würden viel zu wenig tun. Aber das dürfe keine Entschuldigung sein, betont Aebi. «Die Schweiz hat eine Vorbildfunktion, auch wenn wir sehr klein sind.»