Zwar geht es erst im kommenden Mai los mit dem Bau der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels. Doch schon jetzt wird am Nordende des Tunnels, im Urner Dorf Göschenen, kräftig gebaut. Denn dort – genauer: auf einem Teil des Bahnhofgeländes – entsteht eine grosse Verladeanlage, wo das Aushubmaterial zuerst sortiert und dann weiterspediert wird.
7 Millionen Tonnen Fels
Es sind beeindruckende Dimensionen: In der rund 225 Meter langen Verladehalle werden bis in knapp zehn Jahren rund 7 Millionen Tonnen Fels verarbeitet, die aus dem Gotthard gefräst werden.
Für den Transport des Gesteins zur Verladestation beim Bahnhof Göschenen scheut der Bund keinen Aufwand. So wird eine neue Brücke über die Reuss gebaut, auf der die Förderbänder installiert werden. Die Brücke soll auch nach der Bauzeit bestehen bleiben, sagt Valentina Kumpusch, Projektleitern Gotthardtunnel beim Bundesamt für Strassen Astra. «Am Ende wird das zu einer Fussgängerpasserelle, die der Erschliessung von Wanderwegen dienen wird.»
Investitionen von 630 Millionen Franken
Diese Passerelle ist nur ein Beispiel dafür, wie Göschenen längerfristig vom Bau der zweiten Röhre profitieren möchte. Die Gemeinde erhält auch einen neuen Fernwärmeanschluss und das historische Bahnhofbuffet wird wieder genutzt – als Info-Center. Insgesamt sind im Zusammenhang mit dem Bau der zweiten Röhre alleine in Göschenen Investitionen von 630 Millionen Franken vorgesehen, sagt Projektleiterin Kumpusch.
Die Urner Berggemeinde soll aber auch darüber hinaus von der Grossbaustelle profitieren. Etwa dank der bis zu 170 Mineure, die im Dorf wohnen, einkaufen und Steuern bezahlen werden.
Die Jungen im Dorf behalten
Oder auch dank Aufträgen für das lokale Gewerbe. Gemeindepräsident Felix Cavaletti erhofft sich, dass sich die Betriebe so für die Zukunft rüsten können. «Ich wünsche mir, dass man für die jungen Leute, die hier oben verwurzelt sind, nachhaltige Arbeitsplätze generieren kann. Damit sie hier oben bleiben.» Allerdings ist noch nicht klar, wie viele Aufträge tatsächlich an das lokale Gewerbe gehen werden, im Moment sind die Offerten noch hängig.
Strassentunnel als Rettung für das frühere Bahndorf
Trotzdem: Gemeindepräsident Cavaletti glaubt fest daran, dass die Grossbaustelle seiner Gemeinde wieder Schub geben wird. Denn in den letzten Jahren ist es in Göschenen ruhiger geworden – insbesondere auch, weil der Bahnhof nach dem Bau der Neat an Wichtigkeit verloren hat.
Nur noch 450 Menschen wohnen aktuell in der Gemeinde. Cavaletti hofft, dass seine Gemeinde dank des Baus der zweiten Röhre wieder wachsen wird – «auf rund 500 bis 600 Einwohnerinnen und Einwohner.»