Vor dem Bezirksgericht Dietikon musste sich am Dienstag ein 51-jähriger Mann verantworten, der mehrere Knaben wiederholt sexuell misshandelt haben soll. Der Angeklagte war als Leiter in der Jugendorganisation Cevi tätig. Seine Opfer waren alles schüchterne, eher ängstliche Knaben. Er suchte sie offenbar gezielt in Familien, die aus unterschiedlichen Gründen Probleme hatten.
Wie können Kinder vor sexueller Misshandlung geschützt werden? Karin Iten ist Leiterin der Fachstelle Limita und kämpft gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern.
SRF: Frau Iten, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie von einem Fall hören, wie er am Dienstag vor dem Bezirksgericht Dietikon verhandelt wurde?
Karin Iten: Das macht mich sehr betroffen. Ich bin zwar täglich mit dem Thema konfrontiert, aber ich bin gleichzeitig auch Mutter von zwei Kindern. Und was mich zusätzlich sehr betroffen macht: Es sind ja nicht nur Kinder betroffen sondern auch Eltern und Familien.
Sie sind betroffen. Sind Sie auch überrascht, dass es solche Fälle gibt?
Die sexuelle Ausbeutung kommt häufiger vor als man denkt. Und daher überrascht es mich nicht. Auch weil immer eine Manipulation damit verbunden ist. Man sieht ganz klar, wie strategisch und planerisch ein Täter vorgeht. Im Fall von Dietikon greift der Täter in belastete Familiensysteme ein, gibt sich dort als Helfer aus und schafft damit blinde Flecken.
Kann man bei Kindern das Risiko minimieren, dass sie Opfer sexueller Gewalt werden?
Kinder und Jugendliche werden manipuliert – wie wir im aktuellen Fall auch sehen. Und diese Manipulation dauert sehr lange. Für ein Kind ist es daher nicht möglich, sexuelle Ausbeutung zu durchschauen. Die Abwehrstrategien des Kindes reichen nicht aus, um sich gegen solche Täter durchsetzen zu können. Eltern sollten deshalb für ihr Kind und seine Grenzen einstehen – so lernt das Kind gleichzeitig am Vorbild.»
Das Gespräch führte Hans-Peter Künzi, «Regionaljournal Zürich Schaffhausen», 17.30 Uhr.