Die Politik wird nach wie vor von Männern dominiert und das wird sich im Kanton Solothurn auch nach den Wahlen vom 7. März nicht ändern. Denn auch dieses Mal kandidieren deutlich mehr Männer als Frauen. 380 Kandidaten stehen 200 Kandidatinnen gegenüber. Dies entspricht einem Frauenanteil von 34 Prozent. Immerhin: Bei den letzten Kantonsratswahlen war der Frauenanteil mit 28 Prozent noch tiefer.
Das Ziel des Projekts «Helvetia ruft!» ist es, dass künftig gleich viel Frauen wie Männer auf den Wahllisten zu finden sind. Im Kanton Solothurn setzen sich sieben Politikerinnen aus verschiedenen Parteien als Botschafterinnen dafür ein. Allerdings: Nur den Grünen gelang es, für die Wahlen vom 7. März genau so viele Frauen aufzustellen wie Männer.
Frauenförderung ist eine Knochenarbeit.
Frauenförderung sei gar nicht so einfach, stellt Stephanie Ritschard, Botschafterin für die SVP, fest. Es sei eine Knochenarbeit. «Wenn man es jahrelang versäumt hat, junge Frauen zu rekrutieren, dann kann man auch keine volle Listen mit Frauen erwarten.»
Es brauche eine langfristige Förderung, findet auch Sozialdemokratin Aline Leimann. «Die Förderung muss auf einer tieferen Ebene beginnen. Wie soll es im Kantonsrat funktionieren, wenn man sich schon nicht traut, in einem Gemeindrat mitzumachen.» Man müsse die Frauen viel früher in der Politik einbinden und ihnen Verantwortung beispielsweise in Kommissionen übertragen.
Frauen haben oft das Gefühl, sie können das nicht.
Genau dies schreckt aber offenbar viele Frauen ab. «Mir fällt immer wieder auf, dass viele sich das nicht zutrauen», stellt CVP-Politikerin Karin Kissling fest. Ein weitere Hürde: die Belastung. Hat Frau Familie und Beruf, will sie sich oft nicht noch mehr Arbeit aufhalsen mit einem Engagement in der Politik.
Sitzungen um 19 Uhr sind schwierig, weil dann in der Familie viel läuft.
Dieses Problem könnte man aber mit kleinen Anpassungen entschärfen, findet Barbara Leibundgut (FDP). So könnten beispielsweise die Sitzungszeiten angepasst werden, so dass sie besser mit dem Familienleben kompatibel sind. «Es hilft nur schon, wenn nicht sakrosankt ist, dass die Sitzungen alle um 19 Uhr anfangen. Genau dann läuft in der Familie nämlich so viel.»
Hilfe für die Neulinge
Bis zu den Solothurner Parlamentswahlen am 7. März unterstützen die Botschafterinnen von «Helvetia ruft!» die Kandidatinnen ihrer Partei ganz unterschiedlich. Die etablierten Politikerinnen stehen dem Nachwuchs etwa telefonisch oder per Mail zur Verfügung, auch werden Frauenanlässe im Netz veranstaltet, unter anderem zum Frauenstimmrecht, welches in der Schweiz vor 50 Jahren eingeführt wurde.
Die Solothurner Botschafterinnen von «Helvetia ruft!» wollen den Kontakt mit interessierten Frauen aber auch nach den Wahlen pflegen. Sie sind überzeugt: wenn genügend Vorbilder da sind und der Weg etwas geebnet wird, dann wird die Politik in Zukunft weiblicher sein.