Soll es ein Verbot für Kurzflüge geben?
Die Verfügbarkeit günstiger Flüge hat sicher zum erhöhten Flugverkehr beigetragen, sagt Florian Egli, Dozent der Energy and Technology Policy Group an der ETH Zürich. Deshalb ist er der Meinung, dass Flüge entsprechend der negativen Auswirkungen auf das Klima stärker besteuert werden müssen. Gemäss dem Experten ist innerhalb der Schweizer Bevölkerung die Akzeptanz für eine Abgabe auf Flugtickets mit 72 Prozent relativ hoch. Ulrike Lohnmann, Professorin für Atmosphärenphysik, stimmt dem zu, denn Flüge würden damit teurer. Somit lohne es sich nicht mehr, für kurze Strecken in ein Flugzeug zu steigen. Julien Anet vom Zentrum für Aviatik fügt hinzu, dass bereits eine Rationierung in Energieeinheiten andiskutiert worden ist: «Meiner Meinung nach hat aber eine solche Einschränkung nur dann reelle Chancen, wenn sie weltweit angewendet würde.» Allerdings müsste die Ratifizierung des Klimaabkommens von Paris ebenfalls einen Energiespareffekt auslösen.
Wie müssten sich die Angebote des Zugverkehrs anpassen?
Michael Windisch vom Institut für Atmosphäre und Klima an der ETH Zürich ist der Ansicht, dass eine Abgabe auf Flugtickets oder auf den CO₂-Ausstoss die Eisenbahn konkurrenzfähiger machen würde: «Ein Ausbau der Zugverbindungen würde damit auch für die SBB wirtschaftlich interessanter.» Das Fliegen müsste teurer werden und die Alternativen günstiger und attraktiver. Ulrike Lohnmann betont, dass die beste Alternative für Kurzstreckenflüge die Bahn sei.
Wir brauchen eine Reduktion und mehr Anstrengungen und Unterstützung in der Entwicklung von Alternativen.
Wie klimaneutral sind neue Technologien?
Alternativen gäbe es momentan mit Biotreibstoffen oder synthetischen Treibstoffen, denn batteriebetriebene Flugreisen für längere Strecken sind aufgrund der Energiedichte kaum realistisch, findet Florian Egli. Wenn die Herstellung oder der Transport einberechnet werden, gibt es aber auch bei den vorhandenen und geplanten Technologien keine komplette Klimaneutralität. Ausserdem stehen sowohl Egli als auch Windisch kritisch gegenüber der Herstellung von Treibstoff aus Biomasse, da diese auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion gehen könnte. Ziel sei es aber, mit diesen Alternativen möglichst die CO₂-Emissionen des Flugverkehrs zu reduzieren. Dafür brauche es mehr Anstrengungen und Unterstützung in der Entwicklung von Alternativen, wie etwa effizientere Flugzeuge, Routenoptimierung oder Skalierung von CO₂-neutralen Treibstoffen.
Wie klimaschädlich sind Schnittpflanzen als Luftfracht?
Eine genaue CO₂-Emissionsmenge zu nennen, sei schwierig, sagt Julien Anet. Eine Studie der britischen Cranfield University über Schnittblumen zeige, dass bei der Betrachtung von Emissionen und/oder der Klimaschädlichkeit eines Blumenkaufs immer die gesamte Produktions- und Transportkette berücksichtigt werden müsse. «Möchte man 12'000 Rosen in Kenia produzieren, werden damit rund 2200 kg CO₂ emittiert. Die gleiche Menge Rosen in den Niederlanden zu produzieren, schlägt mit 35'000 kg CO₂ zu Buche, weil dafür zusätzliche Energie in den Treibhäusern für den Anbau notwendig ist», rechnet Julien Anet vor.