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Fragen und Antworten «Wie erkennt man Lügen in Mails und Whatsapp-Nachrichten?»

Die Psychologinnen Fanny Lalot und Zahra Rahmani haben Ihre Fragen zum Thema Lügen beantwortet.

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Zwei Frauen
Legende: Zahra Rahmani und Fanny Lalot. srf

Fanny Lalot
Sozialpsychologin Fakultät für Psychologie
Universität Basel

Zahra Rahmani
Assistentin und Doktorandin Fakultät für Psychologie
Universität Basel

Chat-Protokoll:

Wie erkennt man Lügen in Textnachrichten oder E-Mails, wenn keine Körpersprache sichtbar ist? Gibt es auch textliche Muster?

Fanny Lalot: Eine der Schwierigkeiten bei der Produktion einer guten Lüge besteht darin, eine kohärente Geschichte über die Zeit aufrechtzuerhalten. Das bedeutet, dass Sie nach inkohärenten oder nicht plausiblen Aussagen in der Textnachricht suchen können. Sie könnten auf eine mögliche Lüge hindeuten...

Weiss man ob heute grundsätzlich mehr gelogen wird in Politik? Erwarten uns grosse Herausforderungen diesbezüglich?

Zahra Rahmani: Das ist tatsächlich eine viel diskutierte Frage. Es gibt immer wieder Behauptungen, durch Social Media sei das Zeitalter der Desinformationen eingetreten und oder eine Post-Truth-Ära, in der man mit gefälschten Texten, Bildern und Videos Fakes und Pseudo-Realitäten beliebig konstruieren kann.

Tatsächlich ist das aber nicht so eindeutig, dass schon immer im grossen Stil gelogen und getäuscht wurde und wir mit der heutigen «Demokratisierung der Medien» auch mehr Möglichkeiten haben, Lügen aufzudecken.

Allerdings ja, beschreiben viele Lügen und Desinformationskampagnen als eine der grössten Herausforderungen für Gesellschaften und Demokratien. Politiker versuchen, öffentliche Narrative und die Diskurse in ihrem Sinne zu beeinflussen.

In sozialen Medien verbreiten sich Nachrichten, die besonders emotional oder unterhaltsam sind, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Eine viel beachtete Publikation beobachtete, dass Fehlinformationen sich online schneller verbreiten als wahre Informationen.

Wir werden immer mehr konfrontiert mit KI-Deepfakes und gefälschten Videos. Wird uns das helfen, sensitiver zu sein und mehr zu hinterfragen? Ich denke eben ja, dass durch diese Fakeflut eine höhere Medienkompetenz entsteht.

Zahra Rahmani: Ja, das ist definitiv eine wichtige Herausforderung. Früher galt Bildmaterial als zuverlässige Evidenzquelle, heute müssen wir da viel skeptischer sein (wobei es natürlich auch schon vor der Zeit von KI-Deepfakes Möglichkeiten gab, Videos oder Bilder aus ganz bestimmten Perspektiven oder mit einseitigen Darstellungen zu zeigen). In der Schule und im Unterricht wird deswegen grosser Wert darauf gelegt, Medienkompetenz und eine gesunde Skepsis zu vermitteln.

Gleichzeitig ist zu viel Skepsis auch ein gesellschaftliches Problem: wenn das Vertrauen in die Medien verschwindet, ist das eine grosse Gefahr für meinungsbildende Prozesse. Es ist allerdings nicht möglich, und wird vermutlich nur noch schwieriger werden in der Zukunft, zweifelsfrei künstlich generierte Bilder von echten Bildern zu erkennen.

Als Menschen müssen wir uns daher auf andere Urteilsfähigkeiten verlassen: ist das eine vertrauenswürdige Quelle, die alle ihre Meldungen vorher überprüft, ist das, was ich sehe plausibel und wird das von verschiedenen Seiten bestätigt oder gibt es viele gegenteilige Darstellungen.

Wie wichtig ist der Grundkonsens, dass in der Regel nicht gelogen wird, für die Gesellschaft? Könnte sie überhaupt funktionieren?

Fanny Lalot: Tatsächlich ist die gesellschaftliche Wahrnehmung von Lügen recht komplex. Einerseits sind sich die Menschen in der Regel einig, dass Lügen falsch sind (und das ist in den meisten Gesellschaften der Fall). Andererseits sind wir auch auf Lügen angewiesen, um soziale Beziehungen zu erleichtern (um andere nicht zu verletzen, um sie zu schützen usw.). Wir bringen Kindern von klein auf bei, dass sie nicht alles sagen sollten, was sie sagen, und dass es wichtig ist, sich um die Gefühle anderer zu kümmern!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir uns in der Gesellschaft einig sind, dass manche Lügen gut und manche Lügen schlecht sind. Und weil es nicht so einfach ist, festzustellen, wann eine Lüge gerechtfertigt war, ist es sehr schwierig, sich kollektiv auf eine Grundregel für Lügen zu einigen.

Mein Mann vertritt die Ansicht: «nichts sagen darf man». Ich meine, so einfach ist das nicht. Kann man nicht in gewissen Situationen eben gerade durch schweigen lügen? Was meinen Sie dazu?

Fanny Lalot: Nun, technisch gesehen können alle der folgenden Punkte als Lügen betrachtet werden:

  1. Vollständige Täuschung: Die Aussage ist vollständig erfunden und enthält keine Wahrheit
  2. Halbwahrheiten: Die Aussage enthält Elemente der Wahrheit, um die vorhandenen falschen Informationen zu fördern
  3. Übertreibung: Die Aussage basiert auf Dingen, die wahr sind, aber sie wird übertrieben und verschönert
  4. Sachdienliche Auslassungen: In der Aussage werden wichtige Kontextinformationen ausgelassen, um einen falschen Eindruck zu erwecken. In diesem Sinne kann „etwas nicht sagen“ technisch gesehen als Lüge betrachtet werden.

Ist Narzissmus eine Lüge (Flirten), wenn wir nonverbal uns kleiner/grösser machen als wir sind? sind die beste Schauspieler somit die erfolgreiche Menschen ?

Fanny Lalot: Per Definition ist eine Kommunikation dann eine Lüge, wenn (1) sie falsch ist, (2) wir wissen, dass sie falsch ist, und (3) unsere Absicht darin besteht, eine andere Person dazu zu bringen, sie für wahr zu halten. Narzissmus ist ein komplexer Fall, bei dem Menschen einerseits selbst glauben, aussergewöhnliche Persönlichkeiten zu sein, aber andererseits auch darauf angewiesen sind, dass andere das ebenfalls glauben.

Der erste Teil ist daher keine Lüge, weil sie selbst von ihrer Grossartigkeit überzeugt sind.

Der zweite Teil hingegen kommt einer Lüge näher. Forschungen zeigen, dass Menschen mit einem höheren Mass an Narzissmus dazu neigen, häufiger zu lügen – und sie sind zudem besser darin zu lügen. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Es gibt definitiv einen Zusammenhang zwischen Narzissmus und Lügen, aber ich würde nicht sagen, dass Narzissmus „eine“ Lüge ist.

Ich lüge manchmal bei Menschen in meinem entfernten Umfeld über harmlose Dinge. Irgendwie gibt es mir einen Kick, obwohl es unsinnig ist. (z.B. dass mein Geburtstag im Mai ist, obwohl er im März ist oder dass ich am Wochenende Velofahren ging). Ist das schlimm? Ich nehme mir eigentlich vor, damit aufzuhören, aber irgendwie passiert das immer wieder automatisch.

Fanny Lalot: Es wäre interessant, sich zu fragen, warum Sie das tun (die „Kick“-Sache). Solange die Lügen nicht folgenschwer sind, sollte dies keine allzu grossen Konsequenzen für Sie haben. Aber Sie müssen auch vorsichtig sein. Erstens: Wenn die Leute merken, dass Sie sie wiederholt angelogen haben, könnten sie stark negativ reagieren. Zweitens kann sich dies langfristig auch auf Sie auswirken.

Menschen, die sehr häufig lügen, haben auch ein hohes Mass an Stress, Ärger und Schwierigkeiten, im Alltag zurechtzukommen. Sie sind wahrscheinlich noch nicht so weit. Aber der Versuch, diese Gewohnheit zu ändern, könnte auf lange Sicht tatsächlich gut für Sie sein! :)

Wie kann man sich vor Lügen schützen? Ich habe das Gefühl, dass ich oftmals angelogen wird...

Zahra Rahmani: Es hängt von Ihrem Verhältnis zu der Person ab, bei der Sie Unehrlichkeit vermuten. Wenn Sie eine gute Beziehung haben und diese auch aufrechterhalten möchten, dann können Sie die Person direkt damit konfrontieren: «Ich habe den Eindruck, was du mir gerade erzählst, stimmt nicht ganz, kann das sein?». Sie können vermitteln, dass Ihr Vertrauen davon abhängt, dass sie ehrlich miteinander kommunizieren.

Und das ist auch das, was Sie von Ihrer Seite aus steuern können: wie viel Vertrauen Sie dieser Person. Wenn Sie das Gefühl haben, dass jemand Sie anlügt, hat diese Person evtl. Ihr Vertrauen nicht verdient und Sie können grössere Distanz wahren.

Gibt es Menschen, die allfälliger auf Lügen von Politikern sind? Wie fördert man Kompetenz, Lügen und Halbwahrheiten zu erkennen?

Fanny Lalot: Ja, manche Menschen sind im Allgemeinen leichtgläubiger oder naiver als andere (nicht nur bei der Beurteilung von Politikern, sondern ganz allgemein). Wenn es darum geht, Politikern zu glauben, hängt dies von unserem allgemeinen Vertrauen in die Politik und unserem Vertrauen in diesen speziellen Politiker ab.

Politisches Vertrauen entsteht durch Erziehung (unsere Eltern erziehen uns entweder zu der Überzeugung, dass Politiker Menschen sind, denen man glaubt oder nicht) und später durch persönliche Erfahrung. Korruptionsfälle, gebrochene Versprechen oder andere politische Skandale, die in den Medien gezeigt werden, können unser Vertrauen in die Politik stark beeinträchtigen. All das wird dazu führen, dass manche Menschen Politikern (im Allgemeinen) eher glauben als andere. Um zu lernen, wie man Lügen erkennt, versucht man am besten, die aktuelle Rede mit früheren Äusserungen zu vergleichen.

Die Schwierigkeit einer guten Lüge besteht nämlich darin, eine kohärente Geschichte über die Zeit hinweg aufrechtzuerhalten. Wir neigen dazu, ein schlechtes Gedächtnis für solche Dinge zu haben ;) aber wenn wir uns daran erinnern, was ein Politiker gestern oder vor einem Jahr gesagt hat, und es mit dem vergleichen, was er jetzt sagt, können wir anfangen zu erkennen, ob er in seinem Wort beständig ist oder ob er seine Meinung ständig ändert (und wahrscheinlich lügt).

Guten Tag. Woran liegt es ihres Meinung nach, dass besonders linke Parteien und linke Politiker so oft lügen ? Danke ihnen !

Fanny Lalot: Das ist ein sehr komplexes Thema, und ich bin mir nicht sicher, ob ich in nur wenigen Worten eine vollständige Antwort geben kann :). Aber um Ihnen ein paar Anhaltspunkte zu geben, denke ich, kann man Folgendes sagen. Zunächst gibt es das Problem, ob die Bürgerinnen und Bürger überhaupt die Wahrheit hören wollen. Das zeigt sich deutlich im Wahlkampf, wo viele Menschen letztlich für die Kandidatin oder den Kandidaten stimmen, der grosse Versprechungen macht – selbst solche, von denen wir eigentlich wissen, dass sie nicht realistisch umsetzbar sind. Das ist ein starker Anreiz für Politikerinnen und Politiker, uns anzulügen und uns grosse Dinge zu versprechen.

Dann kommt das Thema Macht ins Spiel. Menschen mit mehr Macht (nicht nur Politikerinnen und Politiker) können es sich eher leisten zu lügen, weil sie mit den sozialen Konsequenzen einer Lüge weniger stark konfrontiert werden. Anders gesagt: Selbst wenn herauskommt, dass ein Politiker gelogen hat, gibt es oft kaum Konsequenzen. Das macht es für Politikerinnen und Politiker umso attraktiver zu lügen, da sie wissen, dass sie meist leicht aus der Sache herauskommen. Abschliessend können wir auf die Unterscheidung zwischen egoistischen und prosozialen Lügen zurückkommen. Bei „normalen“ Menschen gilt, dass manche Lügen als sinnvoll oder akzeptabel angesehen werden, wenn sie dazu beitragen, gute Beziehungen aufrechtzuerhalten und die Gefühle anderer zu schützen.

In ähnlicher Weise gibt es bei Politikerinnen und Politikern die Vorstellung, dass bestimmte Informationen der Bevölkerung vorenthalten werden sollten, um sie zu schützen. Das Problem dabei ist, dass Bürgerinnen und Bürger und Politikerinnen und Politiker nicht immer einer Meinung darüber sind, was die Menschen „wissen sollten“ oder „verdienen zu wissen“ (wir haben dafür während der Corona-Zeit einige deutliche Beispiele gesehen). Nun, dieser letzte Teil ist eher eine persönliche Meinung, aber es scheint, als hätten wir es zunehmend mit Politikerinnen und Politikern zu tun, die sich wie väterliche oder mütterliche Figuren verhalten und glauben, die Bürgerinnen und Bürger vor schlechten Dingen oder unangenehmen Wahrheiten schützen zu müssen.

Das könnte erklären, warum wir in den letzten Jahren vermehrt solche angeblich „schützenden“ Lügen beobachten. Zusammenfassend lässt sich sagen: Sie haben eine sehr komplexe Frage gestellt :) ! Aber ich hoffe, diese Überlegungen helfen dabei, den Anfang einer Antwort zu finden.

Mein Sohn hat letztens zum ersten Mal (sehr offensichtlich) gelogen und als ich ihn darauf angesprochen habe, meinte er, er habe das durch einen Schulkollegen «gelernt». Irgendwie beschäftigt mich das. Lernen wir Lügen tatsächlich durch Beobachtung, oder ist das auch eine Art Instinkt? Und wie kann ich ihm beibringen, dass es manchmal okay ist, zu lügen, und manchmal nicht? Bitte entschuldigen sie die vielen Fragen!

Fanny Lalot: Eigentlich fangen die meisten Kinder im Alter von 2 oder 3 Jahren an zu lügen, also würde ich vermuten, dass dies vielleicht nicht die erste Lüge für Ihren Sohn war ;) ! Diese allerersten Lügen sind ziemlich einfach und bestehen meist darin, die Verantwortung für etwas zu leugnen („Ich war es nicht!“). Schnell fangen Kinder auch an, prosoziale Lügen zu erzählen, um die Gefühle anderer zu schützen und den Aufbau von Beziehungen zu fördern. Im Alter von 7 oder 8 Jahren werden ihre Lügen immer raffinierter und sind schwerer zu erkennen.

Da Kinder in allen Gesellschaften der Erde im gleichen Alter mit dem Lügen beginnen, argumentieren Psychologen, dass dies eine natürliche Sache ist, die dazu beiträgt, ein gutes soziales Leben zu führen. Es ist auch interessant zu wissen, dass einige Affen auch lügen können! Im Fall Ihres Sohnes ist es wichtig, dass Sie sich darüber klar werden, welche Lügen in Ordnung sind und welche nicht.

Mit anderen Worten: Er sollte wissen, dass es in Ordnung ist, nicht alles zu sagen, was er denkt, wenn das Ergebnis wäre, dass er andere verletzt. Aber wenn die Absicht hinter der Lüge egoistisch ist, um etwas für sich selbst zu bekommen, dann sollte dies vermieden werden.

Es wird immer noch Fälle geben, in denen Sie ihn dabei ertappen, dass er Sie anlügt (und vielleicht ertappt er Sie auch dabei, dass Sie ihn anlügen!), aber im Allgemeinen können Sie ihm helfen, diese Entscheidungen zu treffen, indem Sie klar sagen, was in Ordnung ist und was nicht. Viel Glück!

Guten Tag, gibt es Menschen, die erblich bedingt mehr lügen als andere? Gibt es eine Pathologie der Lüge? Kann chronisches Lügen eine psychische Krankheit sein? Wie verhält es sich mit Narzissmus und Lüge? Herzlichen Dank für Ihre Gedanken!

Fanny Lalot: Ja, es gibt einen Zustand, der als pathologisches Lügen bezeichnet wird, bei dem Menschen ständig und zwanghaft lügen, und zwar auf eine ausgeklügelte Art und Weise und ohne ersichtlichen Grund. Es ist noch nicht ganz klar, warum dies bei manchen Menschen der Fall ist, aber soweit ich weiss, gibt es dafür keine erblichen Gründe. Pathologisches Lügen wird als psychologischer Zustand anerkannt, und es könnte der Person helfen, eine Therapie zu machen, um sie zu verbessern.

Menschen mit ausgeprägtem Narzissmus lügen häufiger als andere, und sie sind auch besser im Lügen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie zwangsläufig an pathlogischen Lügen leiden. Es ist alles eine Frage des Grades.

Wir haben uns letztens gefragt ob rechte Politiker eher lügen als linke Politiker. Gibt es dazu Forschung, dass rechte Politik eher populistisch-lügend unterwegs ist? Oder sind da keine Unterschiede erkennbar

Zahra Rahmani: Diese Frage ist politisch aufgeladen und es gibt soweit ich weiss, keine definitive Antwort darauf. Ein zunehmend rechtes Phänomen ist die Skepsis gegenüber der Wissenschaft und wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie z.B. beim Klimawandel, um ein prominentes Beispiel zu nennen. Dabei ist Wissenschaft und Forschung die beste Annäherung an die Wahrheit, die wir haben und eine kumulative Sammlung und Generierung von Evidenz, die viele technologische, gesellschaftliche, medizinische Fortschritte hervorgebracht hat.

Es gibt eine ganz aktuelle Publikation, die sich Falschnachrichten auf Facebook angesehen hat und herausfindet, dass sich die meisten Falschnachrichten innerhalb von politisch homogen, «rechten» Kreisen verbreiten. Etwas Ähnliches für politisch linke Nachrichten konnten sie nicht finden.

Seit wann gibt es Forschung zu lügen und Halbwahrheiten? Wissen wir schon viel darüber oder ist das Feld neu?

Fanny Lalot: Für eine sehr lange Zeit! Einige Philosophen haben sich schon vor Jahrzehnten mit der Frage der Lüge beschäftigt. In der Psychologie haben wir sehr einflussreiche Studien, die bereits aus den Jahren 1980-1990 stammen.

Neuere Untersuchungen befassen sich mit etwas anderen Themen, wie Desinformation und Fake News. Oder wie die neuen Medien die Art und Weise unserer Kommunikation verändern. Aber die Grundlagen sind seit langem vorhanden!

Frage bzw. Feststellung. In meinem sehr erfüllten Leben, ich bin jetzt bereits 79 Jahre alt, habe ich im privatem, wie beruflichen Bereich eigentlich nie gelogen. Das ergab Stress in meinem Umfeld, weil die Wahrheit mehrheitlich oder die Aussage, «dazu sage ich nichts», als unangehm empfunden wurde. Persoenlich habe ich mir einen Schutz aufgebaut und musste nie ueberlegen ob ich eine Unwahrheit gesagt habe.

Fanny Lalot: Das ist bemerkenswert und es war wahrscheinlich sehr schwer für Sie, sich an diese Regel zu halten! In vielen Fällen lügen wir aus prosozialen Motiven: um die Würde des anderen zu wahren, um die Beziehung zu erhalten usw. Psychologen schätzen, dass 4 von 10 Lügen solche prosozialen Lügen sind.

Ich kann mir vorstellen, dass es für die Menschen in Ihrem Umfeld schwierig war, sich auf eine andere Sichtweise der Beziehung einzustellen und immer ganz ehrlich zu sein. Aber wenn es funktioniert, dann ist das grossartig!

Wo würden Sie die Grenze ziehen zwischen Halbwahrheiten, Lügen, Desinformation etc.? Gibt es verschiedene offizielle Definitionen?

Fanny Lalot: In der Psychologie betrachten wir alle folgenden Dinge als Lügen:

  1. Vollständige Täuschung: Die Aussage ist komplett erfunden und enthält keine Wahrheit.
  2. Halbwahrheiten: Die Aussage enthält Elemente der Wahrheit, um die vorhandenen falschen Informationen zu fördern
  3. Übertreibung: Die Aussage basiert auf Dingen, die wahr sind, aber sie wird übertrieben und verschönert
  4. Sachdienliche Auslassungen: In der Aussage werden wichtige Kontextinformationen ausgelassen, um einen falschen Eindruck zu erwecken. Wo wir die Grenzen ziehen, hängt von den Absichten der jeweiligen Person ab. Damit etwas eine Lüge ist, muss es (1) falsch sein, (2) die Person, die es sagt, muss wissen, dass es falsch ist, (3) sie muss die Absicht haben, jemanden zu täuschen.

Wie kann man unterscheiden zwischen Glaube und Lüge? Oder müsste man es strenggenommen auch als Glauben an eine Lüge bezeichnen, wenn jemand an Gott glaubt, da es dafür keine Beweise gibt?

Fanny Lalot: In der Philosophie und der Psychologie ist es klar, dass etwas eine Lüge ist, wenn es nicht nur falsch (oder nicht wahr) ist, sondern auch die Person, die es sagt, wissen muss, dass es falsch oder nicht wahr ist. Jemand kann sich in einer Sache irren oder an etwas glauben, das nicht wahr ist. Aber wenn sie es nicht wissen, ist es technisch gesehen keine Lüge.

Wie oft lügen Menschen durchschnittlich? Wie viele davon sind «gut gemeinte» Lügen wenn man z.B. einen Haarschnitt oder ein Kleidungsstück lobt?

Fanny Lalot: Psychologische Studien besagen, dass Menschen im Durchschnitt 1 bis 2 Lügen pro Tag erzählen. Davon sind 4/10 „soziale“ Lügen, die wir z. B. sagen, um die Gefühle anderer zu schützen oder um gute Beziehungen zu pflegen. 6/10 sind „egoistische“ Lügen, die wir sagen, um unseren Eigeninteressen zu dienen.

Ist das eigentlich in den meisten Kulturen so, dass man so viel «nett» lügt? Beispiel bei einer typischen Begrüssung hierzulande fragt man, wie es einem geht, und da antwortet man ja immer einfach mit «gut». Machen das alle Völker und Kulturen auf der Welt ähnlich?

Zahra Rahmani: Das ist eine wirklich spannende Frage: Das Lügen ist eine typisch «menschliche» Eigenschaft, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass höher entwickelte Affen auch zum Lügen in der Lage sind. Wann hat sich diese in der Menschheitsgeschichte entwickelt und wie universell ist es. Es gibt kulturelle Unterschiede, welches Mass an «Höflichkeit» und «netten, gut gemeinten Lügen» erwünscht ist. Es gibt also verschieden starke Ausprägungen dessen, aber die Grundprinzipien sind zwischen allen Kulturen ähnlich.

Denn das höfliche Lügen, also z.B. Begrüssungsrituale oder Beschönigungen («dein neuer Haarschnitt sieht klasse aus») ist auch ein sozialer Kit, der das Zusammensein regelt und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Menschen in Europa und insbesondere auch im deutschsprachigen Raum gelten als sehr direkt und schonungslos ehrlich im internationalen Vergleich. Hier ist es nicht unüblich, Kritik zu äussern oder sogar dem Vorgesetzten Gegenvorschläge zu unterbreiten.

Es gibt auch Unterschiede, was noch als «harmlose Lüge» gilt: Mancherorts kann es erwünscht sein, dass man einen Redner nach seinem Vortrag überaus lobt, während in anderen Kulturen oder Kontexten eine ehrliche Kritik gewünscht ist. Es gibt auch kulturell unterschiedliche Erwartungen, inwiefern man stets einen freundlichen Gesichtsausdruck macht und sich wohlgestimmt zeigt. Das Teilen eigener negativer Gefühle und Gedanken kann als unhöflich gelten.

Was passiert in unserem Körper, wenn wir lügen? Falls überhaupt etwas? Gibt uns das auch Adrenalin?

Fanny Lalot: Ja, der Körper reagiert in der Regel mit einer Stressreaktion. Das liegt daran, dass es in der Gesellschaft strenge Regeln gibt, nicht zu lügen, und wenn wir es doch tun, sind wir uns bewusst, dass wir etwas „Schlechtes“ tun. Wir bekommen also einen „Kick“, wenn wir lügen. Dies gilt jedoch meist für grössere Lügen, nicht für kleinere Notlügen.

Die Forschung zeigt auch, dass Menschen, die sehr oft lügen, diese Stressreaktion immer seltener zeigen, da sich ihr Gehirn an diesen Zustand gewöhnt hat. Das könnte erklären, warum die Menschen mit der Zeit immer besser lügen können...

Wie funktioniert Forschung zu Lügen, Desinformation und Halbwahrheiten?

Fanny Lalot: Die Forschung befasst sich auf vielfältige Weise mit diesen Themen. Bei Lügen zum Beispiel führen Forscher Tagebuchstudien durch, in denen sie aufzeichnen, wie viele Lügen die Menschen an einem normalen Tag erzählen und worum es dabei geht. Sie untersuchen auch, ob Menschen Lügen genau erkennen können und wie sie reagieren, wenn sie eine Kommunikation als Lüge wahrnehmen. Studien über Vertrauen und Betrug (im Allgemeinen) untersuchen auch die Auswirkungen von Lügen auf Beziehungen.

Zum Thema Desinformation gibt es Studien darüber, ob Menschen Desinformationen erkennen, ob sie diese eher weitergeben als echte Informationen und welche Auswirkungen dies auf ihr Verhalten hat usw. Kurzum: Es gibt wirklich viele verschiedene Möglichkeiten, diese zu studieren!

Meine Schwiegermutter lügt, wenn sie den Mund öffnet. Sie hat keinen Bezug zur Wahrheit. Alles ist frei erfunden und sie stellt sich immer ins beste Licht. Das Umfeld reagiert schon gar nicht darauf, weil es schon immer so war. Wieso ist das so? Kann es sein, dass der jahrzehntelange Alkoholkonsum das Gehirn beschädigt hat? Wie verhält man sich? Soll man sie darauf ansprechen, dass das nicht stimmt, was sie erzählt?

Zahra Rahmani: Das stellt eine schwierige Situation innerhalb der Familie dar, wenn ein Mitglied notorisch lügt. Da sie den Alkoholkonsum Ihrer Grossmutter ansprechen, kann dem auch eine psychische Störung zugrunde liegen. Übermässiger Alkoholkonsum kann Veränderungen im Gehirn auslösen, wie das Korsakow-Syndrom, das dementielle Symptome verursacht.

Auch Psychosen oder Wahn sind psychische Symptome, in denen Menschen die Realität nicht mehr wahrnehmen können und ihre Sinneseindrücke nicht verlässlich sind. In schweren Fällen ist es nicht möglich, die betroffenen Personen darauf anzusprechen, da sie keine Einsicht in ihre Störung haben.

In Ihrer Situation können Sie versuchen, den bestmöglichen Umgang mit Ihrer Grossmutter zu finden.

Wie würden Sie empfehlen kann man Vertrauen wieder aufbauen wenn man angelogen wurde? Es spricht ja in der Regel dafür, dass diese Person es wieder tun wird oder?

Fanny Lalot: Die Wiederherstellung des Vertrauens nach jeder Art von Verrat (einschliesslich Lügen) ist eine faszinierende Frage. Wir Psychologen empfehlen als ersten Schritt, den Lügner zu konfrontieren: Fragen Sie die Person, warum sie Sie angelogen hat, welche Absichten sie hatte und ob sie an die Folgen für Sie gedacht hat. Manchmal kann ein ehrliches Gespräch mit der betreffenden Person helfen, die Situation in ihrer Gesamtheit besser zu verstehen.

Meistens gibt es eine Art Missverständnis in den Absichten der beiden Personen. Darüber zu sprechen, hilft zumindest beiden Parteien zu verstehen, was vor sich ging. Dann können Sie versuchen, neue Regeln für die Beziehung zu der Person zu vereinbaren, zum Beispiel, dass Sie nie wieder belogen werden wollen.

Verzeihen bedeutet nicht, schwach zu sein, im Gegenteil. Aber am Ende müssen Sie das natürlich selbst entscheiden.

Hallo, das ist ein sehr Interessantes Thema. Ich bin eine Person, die ausgesprochen schlecht lügen kann. Und trotzdem lüge auch ich. Und obwohl ich bei grossen Lügen nicht sehr erfolgreich bin, bin ich bei kleinen Notlügen sehr erfolgreich. Man kann sagen, ich bin dann erfolgreich, wenn meine Notlügen prosozial sind. Etwa um Schaden zu verhindern, um unfertige Gedanken nicht öffentlich werden zu lassen, also mich zu schützen und den Bereich: „Die Gedanken sind frei“. Das akzeptiere ich auch bei anderen. Gleichwohl habe ich zu meiner Partnerin ein äusserst offenes Verhältnis. Na, und wenn ich eine Geschichte, die ich erzähle etwas interessanter machen möchte, schmücke ich gelegentlich aus. Sie wird dann besser greifbar. Das ist zumindest meine Absicht dabei. Das ist für mich menschliche Lügen – anderen etwas vormachen, aber nur in guter Absicht. Aber gerade erlebt man die andere Lüge. Lügen, systematisch und mit Vorsatz und Ziel verbunden, anderen zu schaden oder zu vernichten. Oder sich einen unlauteren Vorteil zu verschaffen. Ich würde nie jemanden übervorteilen wollen. Dafür habe ich mich oft mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich bin auch Anhänger einer Bewegung, die Wahrheit als Menschenrecht befürwortet. Aber, meine Horrorvorstellung wäre, dass diese Menschenrecht am Ende dem Menschen nicht gerecht werden kann, weil es zu strikt oder missbräuchlich ausgelegt wird, und nicht berücksichtigt, dass es verschiedene Qualitäten von Lügen gibt. Wird darüber bei Ihnen auch diskutiert. Mit freundlichen und neugierigen Grüssen.

Fanny Lalot: Vielen Dank für Ihre Gedanken! Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass es verschiedene Arten von Lügen gibt, und in der Tat ist dies ein Aspekt, der in der Forschung sehr deutlich gemacht wird. Es hängt alles von der Absicht der Person ab: Wenn es darum geht, persönliche, egoistische Interessen zu verfolgen, spricht man von einer egoistischen (oder antisozialen) Lüge.

Aber wenn die Absicht darin besteht, anderen zu nützen (zum Beispiel: ihren Ruf zu schützen, die Beziehung zu bewahren oder ihnen ein gutes Gefühl zu geben usw.), spricht man von einer prosozialen Lüge. Also, um Ihnen direkt zu antworten: Ja, es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen den beiden, und ja, das ist etwas, worüber Psycholog*innen sehr eindeutig sind!

Wie funktioniert Forschung zu Lügen, Desinformation und Halbwahrheiten?

Fanny Lalot: Die Forschung befasst sich auf vielfältige Weise mit diesen Themen. Bei Lügen zum Beispiel führen Forscher Tagebuchstudien durch, in denen sie aufzeichnen, wie viele Lügen die Menschen an einem normalen Tag erzählen und worum es dabei geht. Sie untersuchen auch, ob Menschen Lügen genau erkennen können und wie sie reagieren, wenn sie eine Kommunikation als Lüge wahrnehmen.

Studien über Vertrauen und Betrug (im Allgemeinen) untersuchen auch die Auswirkungen von Lügen auf Beziehungen.

Zum Thema Desinformation gibt es Studien darüber, ob Menschen Desinformationen erkennen, ob sie diese eher weitergeben als echte Informationen und welche Auswirkungen dies auf ihr Verhalten hat usw. Kurzum: Es gibt wirklich viele verschiedene Möglichkeiten, diese zu studieren!

Ich habe eine Person von der ich weiss, dass sie schon fast notorisch lügt. Können solche Menschen davon wegkommen, oder ist das auch wie so eine zwanghafte Krankheit?

Fanny Lalot: Es gibt tatsächlich einen Zustand, der als pathologisches Lügen bezeichnet wird, bei dem Menschen ohne ersichtlichen Grund ständig und zwanghaft lügen.

Es ist nicht ganz klar, warum manche Menschen auf diese Weise zu lügen beginnen. Dennoch ist es möglich, damit aufzuhören, aber es kann sehr schwierig sein, weil das Lügen so zwanghaft wird. In einigen Fällen würde es tatsächlich helfen, einen Therapeuten aufzusuchen, um das Problem zu behandeln.

Ist es auch eine Lüge wenn wir bei schweren persönlichen Schicksalschlägen uns sagen, dass schon alles gut wird? Oder ist das eher Glaube? Frage mich das auch wenn wir uns das bei grossen politischen Problemen einreden, aber das soll ja auch Optimismus sein.

Fanny Lalot: Wenn wir die genaue Definition einer Lüge nehmen, sehen wir, dass es sich um etwas handelt, das (1) unwahr ist, (2) von dem wir wissen, dass es unwahr ist, (3) das wir in der Absicht sagen, jemanden (oder uns selbst) zu täuschen. Sie wissen nicht genau, ob die Dinge gut (oder nicht gut) laufen werden, aber Sie hoffen, dass sie sich in eine bestimmte Richtung entwickeln. Es handelt sich also nicht wirklich um eine Lüge, sondern eher, wie Sie sagten, um eine positive Hoffnung.

Funktionieren solche Lügendetektor wie man sie aus Filmen und Serien kennt eigentlich? Oder gibt es mittlerweile vergleichbare Detektoren?

Fanny Lalot: Soweit ich weiss, haben wir keine guten Lügendetektoren zur Verfügung. Lügendetektoren können nur den Grad der „Arousal“ einer Person feststellen, wenn sie spricht (wenn ihr Herz schnell schlägt, wenn ihre Pupillen geweitet sind...). Dies sind Anzeichen dafür, dass eine Person gestresst oder ängstlich ist.

Wenn Menschen lügen, zeigen sie diese Art von Aktivierung und sind gestresster, so dass ein Lügendetektor in diesem Sinne funktionieren könnte. Das Problem ist, dass die Person auch wegen etwas anderem gestresst sein könnte (z. B. weil sie an einen Lügendetektor angeschlossen ist!), und wir könnten das nicht davon unterscheiden, dass sie gestresst ist, weil sie lügt. Also: Nein, bis jetzt sind die Lügendetektoren, die wir haben, nicht sehr gut.

Gibt es Tipps und Tricks wie man zuverlässig herausfinden kann, ob das Gegenüber lügt?

Zahra Rahmani: Es gibt tatsächlich keine verlässlichen Lügendetektoren. Immer wieder wird behauptet, es kämen Polygrafen (Lügendetektoren) zum Einsatz, zum Beispiel bei Verhören. Wenn die verhörte Person daran glaubt, dass ihre Lügen auffliegen, dann funktioniert es natürlich, weil sie sich dann gezwungen sieht, die Wahrheit zu sagen.

Es gibt aber verschiedene Ansätze, die das Lügen schwieriger machen: z.B. kann man physiologisch Stress-Indikatoren messen (z.B. die Hautleitfähigkeit oder die Herzrate), solche Indikatoren gehen hoch, wenn eine Person nervös oder angespannt ist. Aber auch eine Person, die die Wahrheit sagt, kann sehr angespannt sein in solchen Situationen und geübte Lügner können ihre Lügen gelassen vortragen.

Auch können bestimmte Techniken der Befragung es schwieriger machen, z.B. wenn man während des Berichtens noch Rechenaufgaben lösen muss oder abgelenkt wird, kann es schwieriger sein, dabei noch die erfundene Geschichte zu erzählen. Oder wenn man den Ablauf in chronologisch umgekehrter Reihenfolge berichten soll.

Wie Sie es im Alltag erkennen können, hängt von verschiedenen Dingen ab. Belanglose Lügen einer fremden Person werden Sie wahrscheinlich nicht enttarnen können. Wenn Sie ihr Gegenüber schon gut kennen, dann bemerken sie vielleicht ein paar Auffälligkeiten, dass er sich anders oder ungewöhnlich verhält oder sich die Stimmlage verändert. Man kann trainieren, Mikroexpressionen, also ganz kurze emotionale Gesichtsausdrücke genau zu erkennen: wenn es dort Inkonsistenzen gibt zu dem Gesagten, dann kann das auch ein Hinweis auf eine unwahre Geschichte sein.

Und natürlich gibt es sehr unterschiedlich gute Lügner: bei Kindern bemerkt man Lügen oft leicht, wenn sie auffällig gestikulieren oder sich beschämt verhalten.

10v10, 20.3.2025, 21:50 Uhr ; 

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