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Vogelgrippe-Fall in Kanada gibt Forschenden zu denken
Aus Echo der Zeit vom 20.11.2024. Bild: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller
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Teenager schwer erkrankt Vogelgrippe-Fall in Kanada gibt Forschenden zu denken

Wer zur Grippe forscht, schaut gerade aufmerksam nach Kanada. Ein Teenager liegt dort schwer erkrankt im Spital. Er hat sich mit dem Vogelgrippevirus angesteckt, das in den vergangenen Jahren erst Wildvögel auf der ganzen Welt infiziert hat, dann Nutzvögel in Kanada und den USA. Dass der Teenager so schwer erkrankt ist, ist auffällig. Der Fall lässt Forschende weltweit aufhorchen, wie SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel erklärt.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

1. Wo sich der Teenager angesteckt hat, ist ungeklärt

Anfang November bekam der Teenager Grippesymptome. Nach wenigen Tagen musste er wegen starker Atemnot ins Spital und wurde positiv auf Vogelgrippe getestet. Es ist unklar, wo sich der Teenager angesteckt hat. Erwartbare Risiken wie Kontakt mit kranken Wildvögeln sind nicht bekannt. Das heisst: Es muss noch andere Ansteckungswege geben als die bisher bekannten.

Das H5N1-Virus
Legende: Dafür, dass der Fall Expertinnen und Experten beschäftigt, gibt es mehrere Faktoren. Bild: Kolorierte Aufnahme von H5N1-Viruspartikeln. Keystone/AP

2. Das Virus ist an einer relevanten Stelle mutiert

Das Virus, das der Teenager in sich trägt, ist mutiert – und das an einer Stelle, wo Forscher das sehr ungern sehen: Dem Hämagglutinin, dem Protein an der Virusoberfläche, mit dem sich das Virus an Zellen heftet. Jede Veränderung an dieser Stelle kann dazu führen, dass es für Menschen ansteckender wird und/oder sie schwerer krank macht. Bisher war von Veränderungen gerade dort nur theoretisch die Rede. Jetzt zeigt das Virus, dass es dies tatsächlich kann. Ob der Junge wirklich wegen dieser Mutation derart schwer krank wurde, ist offen. Doch die Tatsache, dass Mutation und Schwere der Krankheit zusammenfallen, ist kein schöner Zufall.

3. Es besteht «Wiederholungsgefahr»

Wahrscheinlich ist das Virus erst im Körper des Teenagers mutiert und bisher sind keine Ansteckungen bekannt, die von dem Teenager ausgehen. Das heisst, diese Variante – samt ihrer beunruhigenden Mutationen – wird wohl verschwinden, kaum dass sie entstanden ist. Doch wenn diese Veränderung einmal geschehen ist, ist klar: Das kann jederzeit passieren. Je öfter Menschen sich infizieren, desto öfter gelangt das Virus in diese so spezielle Umgebung, den menschlichen Körper, in dem es unter genau den evolutionären Druck gerät, unter dem sich solche Mutationen lohnen.

Kritik an unzureichender Seuchenüberwachung

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Legende: Hühnerfarm in den USA (Symbolbild) Keystone/AP/Charlie Neibergall

Die USA tun bei Weitem nicht genug, um das Virus im Blick zu behalten, sagte Grippeforscher Richard Webby vom St. Jude Children's Hospital in der englischen Zeitung «Guardian». Man müsse schnell mitkriegen, wenn das Virus noch einmal so mutiere. Mit der aktuellen Seuchenüberwachung sei das nicht gewährleistet.

Das Virus im Teenager erinnere daran, sagt der Forscher Scott Hensley im US-Magazin «Statnews», dass die bisher vor allem milden Vogelgrippefälle beim Menschen nicht zwingend widerspiegeln, wie sich die Vogelgrippe verhalten wird, wenn sie einmal wirklich begonnen hat, sich gut in Menschen zu verbreiten.

Echo der Zeit, 20.11.2024, 18 Uhr ; 

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