- Im Zürcher Weinland wurde ein toter Schwan gefunden, der mit dem hochansteckenden Vogelgrippevirus (HPAI) infiziert war.
- In Absprache mit dem Bund hat das Veterinäramt des Kantons Zürich ein Kontroll- und Beobachtungsgebiet eingerichtet.
- Geflügelhalterinnen und -halter müssen sich lokal wieder an strenge Hygienemassnahmen halten und dürfen ihre Tiere nicht ins Freie lassen.
- Ein neuer Impfstoff verspricht Hoffnung: Verlässliche Testergebnisse werden noch diesen Monat erwartet.
Noch ist es «nur» ein toter Schwan, bei dem die Behörden das Vogelgrippevirus festgestellt haben. Die Massnahmen beschränken sich auf einen Radius von drei Kilometern rund um den Fundort in Kleinandelfingen. Doch weckt der Fall ungute Erinnerungen an die Situation in den letzten Jahren.
Allein in Europa mussten seit 2020 Dutzende Millionen Hühner, Enten und Gänse getötet werden, weltweit waren es über 140 Millionen. Auch unter den Wildvögeln wütete das Virus, wobei nicht alle Arten gleich betroffen waren.
In der grössten Lachmöwenkolonie der Schweiz, im Neeracherried in Dielsdorf ZH, starben im Juni 2023 zum Beispiel rund 100 Tiere, ein Drittel der Population.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) geht davon aus, dass es auch in diesem Winter zu einem Anstieg der Vogelgrippefälle kommen wird. Man bleibe wachsam und beobachte die Dynamik aufmerksam, schreibt das BLV auf Anfrage des Regionaljournals Zürich Schaffhausen. Auch die Geflügelhalterinnen und -halter würden informiert. «Im Dezember wurden zwei Aufrufe zur Wachsamkeit über die sozialen Netzwerke des BLV veröffentlicht.» Weitere Massnahmen sind derzeit aber nicht vorgesehen.
Erste Ergebnisse zum Impfstoff noch in diesem Januar
Ein Impfstoff könnte die Situation beim Hausgeflügel massiv entspannen. Ein solcher wird zum Beispiel im Tierpark in Bern oder im Basler Zoo getestet – und er klingt verheissungsvoll: Die Tiere hätten den Impfstoff gut vertragen, heisst es auf der Webseite des Forschungsprojekts. Nebenwirkungen wurden nicht festgestellt.
Insgesamt wurden 317 Tiere aus 24 Vogelarten geimpft. «Mit ersten verlässlichen Ergebnissen wird im Januar 2024 gerechnet», teilt das BLV mit. Bis zur Zulassung dürfte dennoch weiter Zeit verstreichen. «Wir gehen nicht davon aus, dass es sehr bald sein wird», sagt dazu Stefan Buholzer, stellvertretender Kantonstierarzt des Kantons Zürich.
Geflügelhalter reagieren gelassen
Das erneute Aufflackern der Vogelgrippe sorgt unter professionellen Geflügelhaltern indes nicht für Nervosität. Er sei nicht überrascht und gut vorbereitet, sagt zum Beispiel Landwirt Reto Wipf vom Martella-Hof in Marthalen. Er hält bis zu 4500 Hühner, die er jetzt wieder schützen muss. «Wir haben damit gerechnet, dass ab Mitte, Ende Herbst wieder Vogelgrippefälle auftreten.»
Wenn die Hühner raus könnten aber nicht dürfen, das tut im Herzen weh.
Zurzeit sei es kein Problem, die Hühner im Stall oder Wintergarten zu behalten, «wenn es kühl ist, gehen sie sowieso eher weniger ins Freie». Anders sieht es aus, wenn die Massnahmen bis im Frühling bleiben, so wie letztes Jahr. «Wenn die Hühner raus könnten aber nicht dürfen, das tut im Herzen weh.»
Wie lange die Massnahmen dieses Mal dauern, ist noch nicht klar. Wie die Behörden rechnet auch Reto Wipf nicht damit, dass es bei dem einen Fall bleiben wird.
Ob es zu einer neuen Welle kommt und wie gravierend sie ausfällt, bleibe abzuwarten, sagt der stellvertretende Zürcher Kantonstierarzt Stefan Buholzer. Aber: «Wir rechnen mit weiteren Fällen in der Wildvogelpopulation, auch in anderen Gebieten und Kantonen.»