Gestern informierte die Kantonspolizei Zürich darüber, dass der mutmassliche Täter vom Frankfurter Hauptbahnhof bereits zuvor gewalttätig gewesen war. Der 40jährige Eritreer hatte einige Tage zuvor an seinem Wohnort Wädenswil seine Familie eingesperrt und eine Nachbarin mit einem Messer bedroht. Er war darum schweizweit zur Verhaftung ausgeschrieben.
«Octagon» wurde wohl nicht verwendet
Im Kanton Zürich gibt es seit Januar 2018 ein System, dass Polizeibeamten hilft, besonders gefährliche Gewalttäter besser zu erkennen. Es handelt sich um «Octagon», ein 24-seitiger Fragebogen. Ob die Zürcher Kantonspolizei diese Checkliste nach dem Gewaltausbruch des Mannes in Wädenswil einsetzte, ist unklar. Sie wollte eine entsprechende Anfrage von SRF nicht kommentieren.
Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Rund 5000 Mal jährlich rückt die Kantonspolizei Zürich wegen häuslicher Gewalt aus. Nur in höchstens 300 Fällen benutzt sie «Octagon». Jérôme Endrass, Miterfinder des Systems und Stabschef des Amts für Justizvollzug, befürwortet diesen raren Einsatz. «Es wäre unverhältnismässig, bei so vielen Fällen im Kanton Zürich ein solch aufwendiges Verfahren durchzuführen.»
Ob «Octagon» geholfen hätte, die Tat zu verhindern, sei unklar. «Vermutlich hätte man den Fall besser verstanden», so Jérôme Endrass. «Aber», sagt er deutlich, «die Kantonspolizei wäre vermutlich zur selben Handlungsanweisung gekommen». Nämlich den Täter zur Verhaftung auszuschreiben – so wie die Polizei das auch gemacht hat.
Die Ermittlungen zum Fall laufen in der Schweiz und in Deutschland. Der mutmassliche Täter stiess in Frankfurt eine Mutter und ihr Kind Personen vor einen einfahrenden Zug. Dabei wurde der achtjähriger Knabe getötet.
SRF 1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr; fulu