Für die Bernerinnen und Berner war Alexander Tschäppät einfach «Dr Stapi». «Ich brauche keine Meinungsumfragen, die Leute sagen mir immer direkt, was sie von mir und meiner Politik halten», sagte er während seiner Amtszeit als Stadtpräsident von Bern.
Tschäppät war volksnah und seine Art kam an. Mit vielen war er auch per du. «Ich sage, was ich denke – manchmal ist dies zwar dumm, aber es ist ehrlich.»
Unter der dicken Haut des Berufspolitikers verbarg sich jedoch eine feinfühlige Seele. Kritik ging ihm nahe, Konflikte bescherten ihm schlaflose Nächte. Auf kaum einen Politiker traf die Bezeichnung «animal politique» besser zu als auf ihn. Er lebte für sein Amt und liebte es. Er hatte ein feines Gespür für seine politischen Freunde und für seine Gegner.
Ein Leben für Bern
In seine politische Karriere fielen für Bern zahlreiche grosse Ereignisse: die Eröffnung des Klee-Zentrums, des Stade de Suisse, des SCB-Stadions oder die des neuen Bahnhofplatzes.
Der YB-Fan Tschäppät schaffte es auch, mit der Fussball-EM 2008 die ganze Stadt in ein grosses Volksfest zu verwandeln und im Sommer 2016 die Tour de France nach Bern zu holen. Er lancierte und organisierte lieber, als Erbsen zu zählen.
Rotes Tuch für den politischen Gegner
Alexander Tschäppät polarisierte – weit über die Grenzen der Stadt Bern hinaus: Seine politischen Gegner, vor allem aus dem bürgerlichen Lager, warfen ihm vor, sich immer wieder schützend vor die Reitschule zu stellen und zu wenig für die Sicherheit zu tun.
Ins Fettnäpfchen trat der Stadtpräsident auch bei einem ausgelassenen YB-Abend in einer Berner Beiz, als er Christoph Blocher mit einer abschätzigen Liedzeile diskreditierte. Für diesen Fehltritt entschuldigte sich der Stadtpräsident schliesslich öffentlich.
Kritik hagelte es auch nach einem Auftritt im «Comedy Club» in «Das Zelt». Er machte einen Italienerwitz und wurde schliesslich als Rassist bezeichnet. Es hagelte Anzeigen, unter anderem wegen Rassendiskriminierung und Ehrverletzung. Die regionale Staatsanwaltschaft und das bernische Obergericht sahen dies jedoch anders.
Alexander Tschäppäts Freizeit war rar. Zeit nahm er sich dann für das eine oder andere ausgefallene Hobby. So sammelte er zum Beispiel Blechspielzeug. Jeden Morgen ging er mit seinen Hunden ausgiebig spazieren und war ein leidenschaftlicher Koch und Esser.
Alexander Tschäppät erlag am 4. Mai an einem Krebsleiden. Er hinterlässt eine Partnerin sowie zwei Söhne aus erster Ehe.
(Sendebezug: SRF4 News 11.00 Uhr)