Uhren der Grenchner Fortis sind bei Piloten in der Luft Einsatz, bei Tauchern im Wasser und mit Astronauten und Kosmonauten waren sie auch bereits im Weltall. Das Traditionsunternehmen steckte aber 2017 in einer finanziell schwierigen Situation. Es musste Nachlassstundung beantragen. 2018 hat der Unternehmer Jupp Philipp die Firma übernommen – ohne Erfahrung in der Uhrenbranche. Im März eröffnete Fortis die umgebaute Montageabteilung in Grenchen. Diese soll bald auch für Besucher offen sein.
SRF News: Sie sind seit 2018 Besitzer einer Uhrenfirma – wie läuft es?
Jupp Philipp: Sehr gut. Ich bin sehr zufrieden. Die letzten eineinhalb Jahren hatten wir viel Arbeit, weil wir viel investiert, renoviert und umstrukturiert haben. Alles wurde neu aufgebaut. Das war sehr, sehr viel Arbeit. Aber bin mit dem Erreichten sehr zufrieden.
Sie stammen nicht aus der Uhrenbranche, sondern einem ganz anderen Bereich. In der Zeitung war zu lesen, die Übernahme sei eine «persönliche Liebhaberei» von Ihnen. Was heisst das?
Ich komme aus der Fruchtsaft-Industrie. Seit 15 Jahren bin ich aber Fortis- und Uhren-Liebhaber. Dazu kommt, dass man als Unternehmer immer schaut, wo man investieren und was man noch machen könnte. Da habe ich gelesen, dass Fortis finanzielle Schwierigkeiten hat und ich dachte mir: Sowas wäre doch eigentlich ganz nett. Meine Frau meinte im Spass: Kauf doch die Fortis. Das ist doch genau dein Ding. Die Idee habe ich aber wieder verworfen, weil ich dachte, dass ich von der Luxus-Industrie keine Ahnung habe.
Von der Luxus-Industrie hatte ich keine Ahnung.
Zwei Wochen später rief mich ein Freund an und fragte, ob ich nicht in seine Firma investieren möchte – in Grenchen. Wir schauten die Firma an und fuhren auf dem Weg an der Fortis vorbei. Mein Freund organisierte einen Termin mit dem damaligen Fortis-Geschäftsführer. Als dieser mir sagte, dass die Firma zum Verkauft stehe, habe ich die Unterlagen verlangt.
Ein teures Hobby eines reichen Unternehmers also?
Nein, nein. Man hat das schon durchgerechnet. Bei einer solchen Überlegung muss man sich immer fragen: Warum soll ich das können? Dann beginnt man, einen Businessplan zu machen. Und wenn man merkt, dass man nach zwölf Stunden immer noch dran sitzt, am nächsten Tag auch und sich über Wochen nur noch mit diesem Businessplan auseinandersetzt, dann ist das vielleicht ein Zeichen, dass es das Richtige ist.
Es ist ein Investment, das man mit Absicht tätigt.
Es ist nicht ein Hobby – es ist ein Investment, das man mit Absicht tätigt. Einfach, um eine Firma wieder aufzubauen. Firmen aufbauen, die Probleme haben, das habe ich schon öfters getan. Es ist Teil meines Berufs, ich weiss, dass ich das kann. Uhren sind eine neue Branche – aber so viel Unterschied zu anderen Firmen ist da auch nicht.
13 Personen arbeiten hier in Grenchen, drei davon in der Produktion. Fortis ist heute eine sehr kleine Firma mit 1500 bis 2000 produzierten Uhren im Jahr. Wo soll es hin gehen?
Wir wollen ein kleines Unternehmen bleiben. Es ist nicht das Ziel, ein Grossunternehmen zu schaffen. Das überhaupt nicht mein Ding. Es muss aber ein gesundes Unternehmen sein. Dafür braucht man auch eine gewisse Stückzahl. Zum Break-Even (Gewinnschwelle) arbeiten wir jetzt hin. Aber wir wollen ein kleines Familienunternehmen bleiben.
Das Gespräch führte Bruno von Däniken.