Anfang Juli präsentierte das Amt für Wald beider Basel neue Zahlen. Diese zeigen: Rund einem Fünftel des Waldes in der Region geht es schlecht. Vor allem alte Bäume haben unter dem Hitzesommer 2018 gelitten. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf unseren Wald und was könnten die Lösungen sein? Im Interview gibt der Leiter des Amts für Wald beider Basel, Ueli Meier, Antworten.
SRF: Ueli Meier, für dieses Gespräch spazieren wir gemeinsam durch den Wald in den Langen Erlen. Fürchten Sie herunterfallende Äste, nachdem der trockene Wald in den letzten Wochen immer wieder thematisiert wurde?
Ueli Meier: Davon bin ich sehr weit entfernt. Ich bewege mich noch immer frei im Wald. Ich hoffe einfach darauf, dass die Leute realisieren, dass der Wald nicht mehr derselbe ist wie früher.
Sie beschäftigen sich schon ihr halbes Leben mit dem Wald. Haben Sie eine solche Situation schon einmal erlebt?
Als ich frisch nach Basel kam, spürte man in den Wäldern die Folgen von grossen Stürmen wie Wilma oder Lothar. In beiden Fällen war es einfach zu erklären, warum die Bäume litten. Heute haben wir eine komplett neue Situation. Sie ist nicht so einfach zu erklären, wie damals die starken Stürme, die ganze Bäume entwurzelten. Es gibt kein einfaches Rezept, wie man Bäume vor klimatischen Veränderungen schützen kann.
Nicht die Natur hat mit dem Klimawandel kein grosses Problem; der Mensch aber schon.
Der letzte Sommer verzeichnete einen Hitzerekord. Woran sehen Sie die Auswirkungen dieser heissen Temperaturen, wenn sie heute durch den Wald spazieren?
Die Folgen des Hitzesommers 2018 sind vor allem an den alten Bäumen zu sehen. Am auffälligsten sind ihre Kronen. Viele von ihnen sind eher braun als grün. Das sollte im Juli noch nicht so sein. Letzten Sommer fiel mir vor allem auf, wie viele Äste am Boden lagen. Und das lässt schon auf eine starke Trockenheit schliessen. Pilzbefall ist ebenfalls immer ein Zeichen dafür, dass die Bäume geschwächt sind.
Schmerzt es Sie, wenn sie durch den Wald gehen und sehen, wie es den Bäumen geht?
Wahrscheinlich nicht ganz so sehr, wie es einen Förster schmerzen würde, der seine Bäume fast alle kennt. Ich bin von Grund auf ein positiver Mensch und sehe darum zuerst die gesunden und erst dann die kranken Bäume.
Sie haben einmal in einem Interview gesagt, dass «die Natur kein grosses Problem mit dem Klimawandel hat; der Mensch aber schon.»
Das ist ganz klar meine Haltung. Wenn wir die Natur einfach machen liessen, davon bin ich überzeugt, hätten wir auch in Zukunft in irgendeiner Form grosse, grüne Flächen. Die Frage ist nur, ob das die Form ist, welche wir uns vorstellen und wünschen. Ich denke, wir müssen uns darauf beschränken, zu sehen, was funktioniert, und damit so sorgfältig wie nur möglich umgehen. Ein Wald ist so komplex, da gibt es unglaublich viele Faktoren, die zu beachten sind.
Das Gespräch führte Sedrik Eichkorn.