Die Befürworter des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubes sind zwar erfreut über das Ja, doch nun wird ihr Ruf nach einer Elternzeit lauter. Gegner der «Papizeit» befürchten derweil eine starke Belastung der KMU und der Sozialwerke.
Der Präsident des Gewerkschaftsdachverbandes Travail Suisse, Adrian Wüthrich, sagte im Interview mit SRF, dies sei ein erster und notwendiger Schritt in die richtige Richtung bei der Familienpolitik. Ebenso betont er die grosse Befriedigung nach dem 15-jährigen Kampf für die frisch gebackenen Väter.
Ziel: Eine «echte Elternzeit»
Allerdings seien diese zwei Wochen ein Minimum. Nun müsse man schauen, wie sich die Situation in den einzelnen Branchen entwickeln werde. Dies hänge auch von den Verhandlungen zu den jeweiligen Gesamtarbeitsverträgen ab.
Ins gleiche Horn stösst der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Der Vaterschaftsurlaub müsse der Aufbruch zu einer Familienpolitik sein, die es Männern und Frauen erlaube, sich gleichberechtigt um Familie und Erwerbseinkommen zu kümmern, hiess es in einer Mitteilung. Das Ziel sei eine längere Elternzeit.
Auch SP-Nationalrätin Min Li Marti ist sehr erfreut über das Resultat: «Das ist ein klares Zeichen für eine fortschrittliche Familienpolitik.» Sie erinnert aber auch daran, dass es im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch viel zu tun gebe. Es brauche zum Beispiel mehr bezahlbare Kita-Plätze und eine «echte Elternzeit».
«Die KMU sind die Verlierer»
Für das Referendumskomitee gegen den Vaterschaftsurlaub ist das Ja der falsche Weg. «Die KMU sind die Verlierer», sagte die Co-Präsidentin und Zürcher SVP-Gemeinderätin Susanne Brunner gegenüber SRF. Weitere Lohnabgaben würden die kleinen und mittleren Unternehmen belasten. Es sei gerade jetzt während dieser schwierigen Zeit für die Wirtschaft der verkehrte Weg.
Für ihre Mitstreiterin, die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr, ist das Ja ein fahrlässiger, unnötiger Ausbau der Sozialwerke. Gerade zu Zeiten des Coronavirus seien noch mehr Lohnabzüge nicht der richtige Weg, dies schwäche die Sozialwerke. Man müsse stattdessen dringend die bestehenden Sozialversicherungen sanieren.
Der Luzerner FDP-Nationalrat Peter Schilliger interpretiert das Resultat im SRF-Abstimmungsstudio als nicht so ganz so eindeutig. Es seien immerhin acht Kantone, die die Vorlage abgelehnt hätten. «Das zeigt, dass irgendwo eine Grenze gesetzt werden müsse.» Schliesslich würden bereits weitergehende Forderungen bereitliegen. Dass man über die Vorlage eine öffentliche Diskussion geführt habe, ist für ihn sehr zentral und unglaublich wichtig.
Das Referendumskomitee rund um den Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) kämpfte ebenfalls gegen den Vaterschaftsurlaub. So bedauert auch SGV-Präsident Hans-Ulrich Bigler das Ja zum Vaterschaftsurlaub. Dieser werde zu einer Belastung für die junge Generation. «Ich mache mir Sorgen, wie man alle diese Sozialversicherungen finanzieren soll», sagte Bigler, der auch Mitglied des Referendumskomitees ist.