Schon bald nimmt Franz Grüter für die Luzerner SVP Platz im Nationalratssaal. Er hat ein klares Ziel: «Ich möchte meine Führungserfahrung und meine wirtschaftliche Erfahrung einbringen.» Er glaube, dass er damit in Bern viel bewegen könne, sagt Grüter. Der 52-Jährige hat seine Unternehmerkarriere vor gut 20 Jahren mit einem Start-up in der Computerbranche gestartet. Heute ist er Aktionär und Chef des Internetdienstleisters Green.ch im luzernischen Eich
Als Firmenchef ist Grüter sich gewohnt, rasch zu entscheiden. Davor, dass es in Bundesbern etwas langsamer vorwärts geht, hat er Respekt. «Ich bin mir bewusst, dass nicht alles gleich schnell läuft wie in einem Unternehmen.» Er hoffe, dass er die Geduld dafür aufbringen werde.
Die Sicht der Wirtschaft verstehen
Franz Grüter ist nicht der einzige Unternehmer, der neu im Parlament sitzt. Auch Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher von der SVP und FDP-Mann Marcel Dobler, Gründer des Online-Händlers Digitec, wollen ihre Wirtschaftserfahrung einbringen. Dieses Engagement sei ganz im Sinn der Wirtschaft, sagt Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt: «Mit diesen Leute können wir einfach kommunizieren, weil sie unsere Sichtweisen verstehen.» Diese Politiker seien auch in der Lage, diese Sichtweisen im Parlament zu erklären.
Doch nicht nur deswegen ist Vogt zufrieden mit dem Ausgang der Wahl. Dank den 14 zusätzlichen Sitzen für SVP und FDP hätten es die Anliegen der Wirtschaft sehr viel einfacher. «Wir haben ja nicht nur 14 Sitze gewonnen, sondern 28 Stimmen, weil die anderen 14 weniger haben.» In der Vergangenheit hätten diese Stimmen bei vielen Geschäften den Unterschied ausgemacht.
Wirtschaftsfreundlichere Entscheide
Ob die Reform der Altersvorsorge, die Zukunft der Energiestrategie oder die Unternehmenssteuerreform III: Überall hofft der Arbeitgeberpräsident, dass die SVP und die FDP wirtschaftsfreundlich entscheiden werden. Einzig bei der Umsetzung der Zuwanderungsinitiative und dem Verhältnis zu Europa gibt es zwischen der FDP und der SVP grosse Differenzen.
Allianz der Vernunft?
Nicht alle Wirtschaftsvertreter sind gleich glücklich über den Wahlausgang. Nick Beglinger, Präsident von Swiss Cleantech, hofft, dass die gestärkten Bürgerlichen nicht alle Anliegen einfach durchbringen. «Wir sind zuversichtlich, dass bei den Themen Europa, Energie oder Klima weiterhin eine Allianz der Vernunft gefunden werden kann.»
Ob eine solche Allianz von links bis rechts möglich ist, wird sich schon bald zeigen. Das neu gewählte Parlament nimmt seine Arbeit am 30. November auf.