- Der Aargauer FDP-Ständerat Philipp Müller tritt bei den eidgenössischen Wahlen 2019 nicht mehr zur Wiederwahl an, wie seine Partei mitteilt.
- Müller sei nicht amtsmüde, aber er freue sich «auf mehr Zeit für seine Familie und seine weiteren Tätigkeiten».
- Am 29. November will die FDP einen Kandidaten für die Nachfolge nominieren, heisst es in der Mitteilung.
Mit dem Verzicht auf eine erneute Kandidatur ende eine lange politische Karriere, teilte die FDP Aargau mit. Der 66-Jährige schaffte 2015 den Sprung in den Ständerat. Zuvor gehörte er während zwölf Jahren dem Nationalrat an. Von 2012 bis 2016 war er Parteipräsident der FDP.Die Liberalen Schweiz.
Müller habe den Kanton Aargau in Bern «äusserst wirksam» vertreten, wird Kantonalpräsident Lukas Pfisterer in der Medienmitteilung zitiert. Als Parteipräsident habe er der FDP ein neues Gesicht gegeben.
Vom Gipser zum Bundespolitiker
Müller gilt als bodenständiger Schaffer. Der gelernte Gipser und heutige Generalbauunternehmer aus dem ländlichen Wynental machte zu Beginn seiner Politkarriere noch als lokal und kantonal tätiger Politiker auf nationaler Ebene mit dem Thema Ausländerpolitik von sich reden.
Er lancierte fast im Alleingang die eidgenössische Volksinitiative «für eine Regelung der Zuwanderung». Volk und Stände lehnten im Jahr 2000 das Begehren ab, das den Ausländeranteil in der Schweiz auf 18 Prozent beschränken wollte.
Auch als FDP-Parteipräsident kannte er keine Berührungsängste mit dem Thema Einwanderung. Er prägte die FDP-Migrationspolitik mit – wohl in der Hoffnung, der SVP das Wasser abgraben zu können. Er kämpfte aber auch für den freien Personenverkehr sowie gegen die Ausschaffungsinitiative und die Zuwanderungsinitiative.
Schnell in die FDP-Geschäftsleitung gewählt
Müller war von 1996 bis 2004 Parteipräsident der FDP Reinach AG. Von 1997 bis 2003 sass er im Aargauer Grossen Rat. 2003 gelang ihm der Sprung in die nationale Politik. Er wurde in den Nationalrat gewählt.
Schrittweise gewann Müller Einfluss auf dem nationalen Politparkett – und seine Themenpalette wurde breiter. Ein Standbein Müllers bildete die Wirtschaftspolitik. Ein Jahr nach seiner Wahl in den Nationalrat nahm er Einsitz in die Geschäftsleitung. Am 21. April 2012 wurde er als Nachfolger von Fulvio Pelli an die Spitze seiner Partei gewählt.
Beide Ständeratssitze werden frei
Im Kanton Aargau werden nun beide Ständeratssitze vakant. Pascale Bruderer (SP) hatte bereits im Januar angekündigt, bei den Wahlen im Herbst 2019 nicht mehr anzutreten. Sie gab an, sie wolle sich neu orientieren. Bruderer hatte 2011 erstmals nach 63 Jahren für die Aargauer SP einen Sitz im Ständerat erobert.
Noch offen ist, mit wem die SP ins Rennen steigen wird. Interessen angemeldet haben Nationalrätin Yvonne Feri und Nationalrat Cédric Wermuth. Ende Monat wird die Partei an einer Versammlung über die Nomination entscheiden.
Bereits nominiert sind SVP-Nationalrat Hansjörg Knecht, der vor vier Jahren im zweiten Wahlgang dem FDP-Kandidaten Müller unterlag. Die CVP schickt Parteipräsidentin und Grossrätin Marianne Binder ins Rennen.
Kandidaten stehen bereit
Die FDP wird Ende November über die Nomination entscheiden. Bereits haben die Nationalräte Thierry Burkart und Matthias Jauslin ihr Interesse bekundet. Abgesagt hat hingegen am Mittwoch der Aargauer Regierungsrat Stephan Attiger. Der Entscheid sei ihm schwer gefallen, aber er wolle sich auf seine Arbeit als Regierungsrat konzentrieren, sagte er gegenüber SRF.