Bis Ende August wurden über 3'000 ausführliche Zeitungs-Artikel in sechs führenden Schweizer Tageszeitungen ausgewertet. Sie wurden darauf hin untersucht, welche Parteien und Partei-Exponenten darin prominent erwähnt wurden. Das Resultat: Bei einem Drittel der Nennungen handelte es sich um die SVP oder um ihre führenden Parteimitglieder. Die SVP erfährt damit – laut fög-Leiter Mark Eisenegger – klar mehr Beachtung, als es ihrem Wähleranteil von gut 26 Prozent entsprechen würde.
Das habe damit zu tun, erklärt Eisenegger, dass die Partei die Migrations-Thematik, die wegen der europaweiten Flüchtlingskrise derzeit besonders aktuell sei, schon lange bewirtschafte: «Beispielsweise der Aufruf von Parteipräsident Toni Brunner, der zum Widerstand gegen die Asylzentren aufgerufen hat. Diese Radikalisierung führt dann zusätzlich dazu, dass die SVP mit ihren Forderungen viel Nachrichtenwert erhält.» Und damit mehr Beachtung in der Presse.
Hardliner-Kurs provoziert Schlagzeilen
Zwar distanzieren sich die anderen Parteien vom Hardliner-Kurs der SVP; und die Medien berichten in jüngster Zeit zunehmend wohlwollend und verständnisvoll über die Flüchtlinge. Doch dies ändere nichts daran, argumentiert Eisenegger, dass in erster Linie die SVP von dieser Themensetzung profitiere: «Wir wissen aus der politischen Kommunikationsforschung: Wenn ein Thema in der Öffentlichkeit intensiv besprochen wird, profitiert davon die Partei, die eine traditionelle Themenführerschaft genau auf diesem Thema hat. Und in diesem Fall ist das die SVP.»
Doch auch die FDP findet in der Wahlkampf-Berichterstattung deutlich mehr Beachtung, als es ihrem Wähleranteil entsprechen würde. Das gute Abschneiden bei den kantonalen Wahlen und positive Umfragewerte lieferten die Grundlage dafür, dass die Partei derzeit eine gute Presse habe, so die Studie.
SP und BDP: wenig Berichterstattung
Grüne und CVP würden im Vergleich zu ihrem Wähleranteil angemessen berücksichtigt, während auf der anderen Seite die Sozialdemokraten, BDP und die kleineren Parteien viel zu wenig in den Zeitungen vorkämen.
Die SP etwa mit fast 18 Prozent Wähleranteil erfahre nur gut 14 Prozent der medialen Beachtung. Dies liege daran, glaubt Eisenegger, dass sich diese Parteien oftmals nur in der Abgrenzung zur SVP zu profilieren versuchten, anstatt ihre eigenen Lösungsansätze und Themen in den Brennpunkt zu rücken, meint Eisenegger. Doch auch die Medien mit ihrer Themenwahl seien mit verantwortlich: Wichtige Themen würden vernachlässigt, und damit auch die Parteien, welche diese Themen in die Debatte einzubringen versuchten.
Freilich: Die Präsenz in den Medien allein ist noch kein Gradmesser dafür, wie gut die einzelnen Parteien dann im Oktober an der Urne tatsächlich abschneiden werden.