Der Kanton Solothurn war über Generationen eine liberale Hochburg. Doch die Zeiten ändern sich: Vor zehn Jahren hat der Solothurner Freisinn einen Nationalratssitz verloren, 2011 einen Ständeratssitz und nun einen Sitz in der Kantonsregierung. Vollzieht sich mit der neuesten Wahlschlappe das Ende einer Ära? Und wie schaffen es die «kleinen» Grünen, an der bürgerlichen Bastion zu rütteln?
Christian Scheuermeyer, Präsident der FDP-Solothurn: «Die Ära der FDP geht nicht zu Ende. Es schmerzt, dass wir nun in der Regierung und im nationalen Parlament stark untervertreten sind. Wir müssen nun schauen, wie wir politisieren müssen, um die verlorenen Mandate zurückzubekommen. Streit ist ein grosses Wort (für das Verhältnis zwischen FDP und SVP, Anm. d. Red.). Mit der SVP haben wir im politischen Tagesgeschäft die meisten Berührungspunkte unter den bürgerlichen Parteien. Im Kanton Solothurn ist es aber traditionell schwierig, eine breit abgestützte Zusammenarbeit zwischen Parteien zu erreichen.»
Rolf Büttiker, ehemaliger FDP-Kantonalpräsident: «Das ist eine historische Niederlage für die Solothurner FDP – ein Schock. Der Wähleranteil der Partei ist zuletzt auf rund 25 Prozent gesunken. Und wenn das so ist, muss man sich bei den Majorzwahlen überlegen, ob es Partner gibt. Die jetzigen Wahlen haben eindeutig gezeigt, dass das bürgerliche Lager in Solothurn nicht funktioniert – ganz anders als rot-grün. Das kann nicht nur der SVP und CVP angelastet werden. Es ist auch der Fehler der Führung der FDP. Die Partei muss in Zukunft versuchen, in den urbanen Gebieten – Olten, Solothurn, Grenchen – auch eine urbane Politik zu machen.»
Brigit Wyss, Grüne/SO, neu im Regierungsrat: «Ich freue mich natürlich. Gleichzeitig bin ich sehr überrascht über den Wahlausgang. Das hat im Vorfeld niemand erwartet – auch ich nicht. Ich habe schon vor vier Jahren ein sehr gutes Ergebnis gemacht, aber am Schluss spielte die Machtpolitik. Nun bin ich als Mitglied der kleinsten Partei mit Fraktionsstärke Regierungsrätin geworden. Wohl auch, weil ich gerne über die Parteigrenzen hinweg arbeite. Ich denke, dass soziale und ökologische Anliegen in der neuen Regierung mehr Gewicht bekommen. Wir müssen aber parteiübergreifend zusammenarbeiten, damit wir etwas bewegen können.»
Walter Wobmann, Nationalrat SVP: «Eine rot-grüne Regierung ist nie gut für die Bevölkerung. Als SVP sind wir nun stark gefordert. Wir werden der Regierung sehr genau auf die Finger schauen und falls nötig Referenden ergreifen. In allen drei grossen bürgerlichen Parteien hat es an der Mobilisierung gefehlt. Die FDP ist jahrelang auf dem hohen Ross gesessen und hat uns die Zusammenarbeit verweigert. Sie hat nie einen unseren Kandidaten unterstützt. Wenn die FDP überhaupt noch bürgerliche Politik will, muss sie gründlich über die Bücher gehen. Ich hoffe, dass wir künftig zumindest bei Sachthemen zusammenrücken, und es auch möglich ist, gegenseitig Kandidaten zu unterstützen.»