Die Geschäftsführerinnen und -führer der 50 grössten Schweizer Unternehmen verdienten vor zehn Jahren im Schnitt 4.3 Millionen Franken. Heute sind es 5.1 Millionen Franken. Wer glaubte, die Abzocker-Initiative führe zu tieferen Chefsalären, lag falsch.
Bei Verwaltungsrats-Präsidenten dagegen ist das Gehalt von damals 1.7 auf heute 1.3 Millionen gesunken. Über alle Geschäftsleitungs- und VR-Mitglieder betrachtet, sind die Gehälter in etwa gleich geblieben. Und: Ausreisser nach oben mit Bezügen von hohen zweistelligen Millionenbeträgen gibt es nicht mehr.
Löhne sind mehr nach dem Gusto der Eigner
Die Zahlen stammen von Vergütungsexperte Stephan Hostettler. Die Entwicklung sei aber nicht allein auf die Annahme der Initiative zurückzuführen, sagt er.
Gut 50 Prozent einer CEO-Vergütung werden nicht sofort ausbezahlt, sondern es dauert bis zu fünf Jahre. Je nachdem, ob die Leistung gut war oder nicht.
Sicherlich habe das Volks-Ja vor zehn Jahren aber dazu geführt, dass die Vergütung bei Grossfirmen heute stärker auf das Interesse der Aktionäre ausgerichtet ist. «Gut 50 Prozent einer CEO-Vergütung werden nicht sofort ausbezahlt, sondern es dauert bis zu fünf Jahre. Je nachdem, ob die Leistung gut war oder nicht», erklärt Hostettler.
Genau darum ging es bei der Initiative: Aktionärinnen und Aktionäre, also die Eigner der Unternehmen, sollen jährlich über die Vergütungen abstimmen. In aller Regel winken sie diese mit weit über 90 Prozent Zustimmung durch.
Transparenz führt zu höheren Löhnen
Hinzu kommt, dass börsenkotierte Firmen die Vergütungen ausweisen müssen. Das war schon vor Minder so – doch seither haben die Anforderungen an die Transparenz nochmals zugenommen.
Mehr Transparenz führe aber dazu, dass sich die Löhne nach oben angleichen, sagt Vergütungsexperte Urs Klingler.
Klingler warnt davor, alle Firmen über einen Leisten zu schlagen. Die Unterschiede seien beträchtlich. So erhalte der meist verdienende Verwaltungsrats-Präsident aller Firmen, die im Swiss Performance Index gelistet sind, 345 Mal mehr als der Präsident mit dem tiefsten Gehalt. Bei den Geschäftsführern betrage dieses Verhältnis 1:125.
Das Horrorszenario ist nicht eingetreten
Und was sagt Thomas Minder, der Mann, der die Initiative lanciert hatte? Er wertet es als Erfolg, dass Jahresgehälter von 20 oder 30 Millionen Franken genauso vom Tisch sind wie Vorauszahlungen und Abgangsentschädigungen für Managerinnen und Manager – solche sind verboten.
Und: «Das Horrorszenario, wonach die Schweiz untergehe und Firmen abwandern, ist nicht eingetreten. Das müssten die Gegner von damals heute auch einmal eingestehen», sagt Minder.