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Die Kehrseite des Zalando-Kundendienstes
Aus Rundschau vom 21.03.2018.
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 57 Sekunden.

17 Franken pro Stunde Zoff um Zalando-Löhne

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ein Schweizer Unternehmen, das für Zalando arbeitet, zahlt seinen Angestellten einen Grundlohn von lediglich 17 Franken.
  • Die Gewerkschaft Unia sammelt deshalb derzeit Unterschriften für eine Petition gegen Zalando.
  • Auf dem Sozialamt Arbon heisst es dagegen, solche Billig-Jobs würden Menschen aus der Sozialhilfe bringen.

300'000 Zalando-Pakete werden Tag für Tag in der Schweiz ausgeliefert, die Hälfte davon geht zurück an den Onlinehändler nach Deutschland. Diese Retouren müssen aus zolltechnischen Gründen bereits in der Schweiz verarbeitet werden: Kontrolle der Pakete, dazu kommt Reinigung der Ware und wieder einpacken.

Einer dieser Schweizer Retouren-Verarbeiter heisst MS direct und sitzt in Arbon. Das Logistik-Unternehmen hat rund hundert Mitarbeiter angestellt, meist Frauen, die kaum deutsch sprechen. Sie arbeiten in einer grossen Halle und müssen während der Arbeit stehen. Dabei wirken sie hoch konzentriert. Durchschnittlich zwei Minuten haben sie für die Arbeit an einem Paket.

Ins Ausland abwandern

Der Einstiegslohn beträgt 17 Franken pro Stunde, mit Ferien und Feiertagsentschädigung 19.10 Franken. «Viel zu wenig», sagt Stefan Brülisauer von der Gewerkschaft Unia. «Damit kann keiner leben, MS direct schafft Working-Poor.»

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Stefan Brülisauer: «Davon kann man nicht leben»
Aus News-Clip vom 20.03.2018.
abspielen. Laufzeit 15 Sekunden.

Unia fordert einen Mindestlohn von 22 Franken und sammelt derzeit Unterschriften für eine Petition gegen Zalando. Dieser Stundenlohn sei bei anderen Onlinehändlern üblich.

Die Unia vernichtet Arbeitsplätze in der Schweiz.
Autor: Milo Stössel CEO MS direct

Milo Stössel, CEO von MS direct, meint, sein Unternehmen würde ins Ausland abwandern, wenn es solche Löhne bezahlen müsste. Zwar sei es Vorschrift, dass die zurückgeschickte Ware auf ihre Vollständigkeit in der Schweiz kontrolliert werden müsse. Aber das Reinigen und neu Einpacken könne man auch in Polen oder Rumänien machen. Stössel regt sich auf über die Petition: «Die Unia vernichtet Arbeitsplätze in der Schweiz.»

Neue Jobs für Sozialfälle

Ähnlich sieht das Hans Ulrich Züllig, Sozial-Stadtrat von Arbon. Der FDP-Politiker sieht in den tiefen Löhnen kein Problem. Arbon habe eine der höchsten Sozialhilfequoten im Thurgau. Den Leuten, die aus dem Arbeitsleben katapultiert würden, müsse man neue Jobs anbieten. Von einfachen Jobs für Unqualifizierte gebe es in der Stadt viel zu wenig.

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Hans Ulrich Züllig: «Tagestruktur und Integration sind die beste Medizin»
Aus News-Clip vom 20.03.2018.
abspielen. Laufzeit 28 Sekunden.

Warum aber lässt Zalando so schlechte Löhne zu? Der Onlinehändler aus Berlin schreibt der Rundschau: «Zalando betreibt keinen Standort in der Schweiz. Unsere Partner Ingram Micro in Rothrist und MS direct in Arbon betreiben Retourencenter. Zalando hat keinen Einfluss auf die Löhne in diesen Logistikzentren. Die Festlegung des Lohnes erfolgt durch diesen Dienstleister.»

Milo Stössel von MS direct fühlt sich durch die Lohnkampagne von der Gewerkschaft provoziert. «Ich glaube, sie will nur Aufmerksamkeit erlangen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Um die Schicksale der Arbeiterinnen geht es ihnen nicht.»

Das treibt Stefan Brülisauer von der Unia die Wut ins Gesicht. «Das stimmt absolut nicht», kontert er. «Zalando hat überall Tieflohnsegmente. In allen Ländern setzen sich die Gewerkschaften für bessere Löhne bei Zalando ein. Wir sind Teil einer internationalen Bewegung.»

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