- Der Tamedia-Verlag lanciert eine neue Videostrategie für die News-Marke «20 Minuten».
- Unter dem Motto «Video first» sollen bewegte Bildinhalte bei der digitalen Nachrichtenvermittlung in Zukunft Priorität geniessen.
- Damit will der Verlag vor allem junge Nutzer ansprechen.
Sinkende Leserzahlen und Werbeeinnahmen, Personalabbau und die Einstellung traditionsreicher Titel: In der Medienbranche vergeht kaum ein Monat ohne neue Hiobsbotschaften. Doch die Pendlerzeitung «20 Minuten» aus dem Tamedia-Verlag schien allen Turbolenzen zu trotzen. Nachdem das Gratisblatt sich gegen fünf – inzwischen eingestellte – Publikationen durchsetzte, feiert «20 Minuten» sein 20-jähriges Jubiläum und will in Zukunft auf ihren digitalen Plattformen auf Fernsehinhalte setzen.
Zwölf neue Journalisten
Die «20 Minuten»-Redaktion beabsichtigt für die neue Videostrategie zwölf neue Journalisten zu verpflichten. Diese sollen neben den Nachrichtenjournalismus auch das Kamerahandwerk und Nachbearbeitung an digitalen Video-Schnittplätzen beherrschen.
Die bisherigen Mitglieder der Redaktion sollen in Ausbildungs-Kursen ebenfalls in das Fernsehhandwerk eingeführt werden. Angestrebt wird eine schnelle Reaktion bei hochaktuellen Ereignissen mit starken Bildern und Einschätzungen der «20 Minuten»-Reporter vor Ort.
Chefredaktor Gaudenz Looser: «Die Nutzungsveränderungen, vor allem bei den jungen Zielgruppen, deuten eindeutig auf Video hin. Und das ist eine Nachfrage, die wir befriedigen möchten.»
Die Nutzungsveränderungen, vor allem bei den jungen Zielgruppen, deuten eindeutig auf Video hin.
Die Boulevard-Newsplattform «Blick» des Zürcher Ringier-Verlages will mit ihrem Projekt «Blick TV» noch weiter gehen und im nächsten Jahr ein vollständiges moderiertes Programm anbieten. Ringer hat für dieses Projekt rund 50 neue Stellen geschaffen.
2005 an Tamedia verkauft
Die Pendlerzeitung «20 Minuten» wurde vor 20 Jahren von einem skandinavischen Verlag in Zürich eingeführt und 2005 an den Tamedia-Verlag (u.a. Tages-Anzeiger) verkauft.
Das Geschäftsmodell beruht ausschliesslich auf Werbeeinahmen. Die täglichen Ausgaben werden unentgeltlich an Bahn- oder Tramreisende verteilt. Inhaltlich wird das Konzept eines «Boulevard light» verfolgt. Dabei erinnern die Titelformulierungen und der grosszügige Einsatz von Fotos an die Boulevard-Vorbilder. Doch «20 Minuten» verzichtet weitgehend auf Meinungsäusserungen und Kampagnen.
«20 Minuten» erscheint auch in den Landessprachen französisch und italienisch. Fast die Hälfte der nutzt den Titel in digitaler Form – meist auf dem Mobiltelefon.