Es ist ein visionäres Projekt: Bis im Jahr 2050 sollen selbstfahrende Container Güter vom Boden- bis zum Genfersee transportieren, durch ein 500 Kilometer langes Tunnelsystem mit Ablegern nach Basel, Luzern und Thun.
Die 100 Millionen Franken für die Baubewilligung hat Cargo sous terrain schon länger beisammen. Damit die erste Teilstrecke von Härkingen SO nach Zürich ab 2025 aber tatsächlich gebaut werden kann, sind weitere knapp drei Milliarden Franken nötig. Es wird also noch mehr Investoren brauchen.
Bundesrat will Schweizer Investoren
Die Mehrheit des Geldes muss aus der Schweiz kommen. Dies fordert der Bundesrat aus Gründen der Infrastruktursicherheit. Cargo-sous-terrain-Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident Peter Sutterlüti zeigt sich zuversichtlich, dass diese Bedingung erfüllt werden kann: «Es gibt sehr gute Feedbacks von Schweizer Seite. Wir werden dieses Ziel sicher erreichen können.» Dafür soll auch einer der neuen Hauptaktionäre sorgen.
Die WIR-Bank mit ihren vielen KMU-Kunden sei dazu prädestiniert, neue Geldgeber zu vermitteln, sagt deren Chef, Bruno Stiegeler: «Wir werden dabei helfen, geeignete Firmen für die Realisierung des Projektes anzusprechen.»
Auf insgesamt 33 Milliarden Franken sind die Kosten für das Gesamtprojekt veranschlagt. Das Geld wird aber nicht auf einmal eingesammelt.
Finanzierung Teilstück für Teilstück
Nur etwa ein Drittel des Gesamtbetrags müsse als Eigenkapital zur Verfügung stehen, erklärt Sutterlüti: «Die Folge-Etappen werden sich teilweise aus Cashflows aus Voretappen finanzieren lassen.» Sprich: Sobald die erste Teilstrecke in Betrieb ist, werden die Einnahmen daraus reinvestiert.
Neben der Schweizer Mehrheitsbeteiligung stellt der Bundesrat eine weitere Bedingung: Es dürfen keine öffentlichen Gelder eingesetzt werden. Doch im Aktionariat von Cargo Sous Terrain sind Unternehmen in Staatsbesitz oder mit staatlicher Beteiligung vertreten, allen voran Post, Swisscom und SBB.
Wie also geht das? «Die öffentlichen Unternehmen sind Aktiengesellschaften und sie beteiligen sich auch als Aktiengesellschaften an unserem System», erklärt Sutterlüti. «Es sind somit keine öffentlichen Gelder aus dem Bundesbudget, die in unser System fliessen.» Bleibt die Frage der Wirtschaftlichkeit. Diesbezüglich gab es wiederholt Kritik.
Hauptsache günstiger als die Strasse
So auch vom einflussreichen Verband des öffentlichen Verkehrs, der 130 Transportfirmen vertritt. Die Volumen seien zu klein und auch die Schweizer Siedlungsstruktur spreche gegen das Projekt. Im Vergleich zum LKW sei man durchaus konkurrenzfähig, hält Sutterlüti dagegen: «Unser Benchmark ist der Preis, der auf der Strasse bezahlt werden muss, und das erreichen wir. Weil wir kleinteilig und kontinuierlich zustellen, fallen bei jenen, die verladen, Kosten für Bereitstellungsflächen, Handling und so weiter dahin.»
Zudem hätten die Aktionäre das Projekt auf Herz und Nieren geprüft und seien überzeugt, dass Cargo Sous Terrain dereinst rentabel betrieben werden könne. Das sieht auch Stiegeler von der WIR-Bank so: «Ich glaube, sonst würden sich nicht mehrere Dutzend Schweizer Firmen so grosszügig engagieren.» Die potenziellen Früchte wird allerdings erst Stiegelers Nachfolgerin oder Nachfolger ernten. Denn Geduld und Ausdauer sind gefragt, sowohl bei den Aktionären, als auch bei Cargo Sous Terrain.