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Adani-Gruppe unter Druck Indischer Milliardär verliert über 100 Milliarden Dollar

Nach Vorwürfen unsauberer Geschäfte stürzen die Aktien des Inders Adani ab. Das könnte Wellen werfen bis zu uns.

Das letzte Kapitel in der Geschichte ist noch nicht geschrieben. Aber es lohnt sich genau hinzuschauen, denn der Kollaps des Firmenimperiums des indischen Multimilliardärs Gautam Adani könnte auch Auswirkungen bis weit über die Landesgrenzen haben.

Der kritische Bericht, der vor zehn Tagen veröffentlicht wurde, hat an der Börse von Indien ein Beben ausgelöst. Seither hat sich der Aktienkurs von Adani Enterprise praktisch halbiert. Im Verlauf der Woche hat der im Bericht kritisierte Milliardär Adani versucht, die Wogen zu glätten, in einer Videobotschaft an die Investorinnen und Investoren.

In dem Video bedankt sich Adani für das Vertrauen – und verabschiedet sich mit den Worten «Jai Hind» – Sieg für Indien. Der Milliardär versucht den kritischen Bericht der Firma Hindenburg aus New York auch als Angriff auf das Land, die Gesellschaft und die Wirtschaft von Indien darzustellen.

Hindenburg-Bericht löst Beben aus

Allerdings ist davon im Bericht aus den USA nichts zu lesen. Viel mehr kritisiert Hindenburg die Geschäftspraktiken der indischen Gruppe, die undurchsichtigen Geschäfte, die angeblichen Manipulationen in der Buchhaltung und eine mögliche Täuschung der Investoren.

Das tut die US-Firma Hindenburg

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Hindenburg Research ist eine kleine, aber auf den Finanzmärkten bekannte Investmentfirma. Sie tritt als Leerverkäufer von Aktien auf – setzt also auf fallende Kurse. Hindenburg hat sich nach eigenem Bekunden zum Ziel gesetzt, bei Unternehmen Unregelmässigkeiten etwa in der Buchhaltung aufzuspüren und von den mutmasslichen Missständen zu profitieren. Der Name Hindenburg leitet sich nach Firmenangaben vom Unglück des gleichnamigen Luftschiffes 1937 ab. «Wir suchen nach ähnlichen, von Menschen verursachten Katastrophen, die im Markt kursieren», heisst es auf der Webseite . Hindenburg wolle diese aufklären, bevor weitere «ahnungslose Opfer» angelockt würden. (dpa)

Dabei hat Hindenburg auch Eigeninteressen, denn die Gesellschaft spekuliert auf fallende Aktienkurse. Hindenburg verdient also Geld, wenn die Kurse der Adani-Gruppe sinken. Der beschuldigte Gautam Adani weist die Kritik zurück, seine Unternehmen seien gesund. Die Gruppe verfüge über ein gutes Fundament, mit einer starken Bilanz.

Gemischtes Firmenimperium

Zum Imperium der Gruppe gehören Firmen aus den verschiedensten Bereichen: Flughäfen, Kraftwerke, erneuerbare Energien, Stromnetze, Rohstoffe. Zudem wird ein Drittel der Luftfracht von Indien durch Adani kontrolliert, ausserdem ein Viertel der Schiffstransporte.

Vor ein paar Monaten hat die Gruppe der Schweizer Firma Holcim das indische Zementgeschäft abgekauft – für mehr als sechs Milliarden Dollar. Gautam Adani verweist auch darauf, dass seine Gruppe die Schulden stets zurückbezahlt habe.

Politische Dimension in Indien

Die indischen Finanzbehörden haben trotz internationaler Kritik bisher darauf verzichtet, eine Untersuchung gegen die Gruppe einzuleiten. Es gebe keinen Handlungsbedarf.

Im indischen Parlament wiederum gab es diese Woche heftige Turbulenzen. Die Opposition verlangte eine Debatte über die Nähe des Firmenimperiums zur Regierung. Die Budgetdebatte musste nach den Protestrufen der Opposition verschoben werden.

Was ist mit UBS und CS?

Der Absturz von Adani verunsichert auch die westlichen Banken. Sie versuchen, sich von der Gruppe zu distanzieren. Eine geplante Kapitalerhöhung von mehr als zwei Milliarden Dollar musste diese Woche kurzfristig abgesagt werden.

Von Adani selber werden die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS als Geschäftspartner genannt. Der Chef der UBS, Ralph Hammers, hat sich diesbezüglich aber neulich in einem Interview geäussert: Es gebe nichts zu befürchten, sagte er. Offenbar halten sich die heissen Geschäfte der UBS mit dem indischen Unternehmer also in Grenzen.

Die Credit Suisse wiederum wollte sich auf Anfrage nicht äussern. In Medienberichten wurde sie aber wiederholt als Geldgeberin genannt. Wie gross ihre Ausleihungen und Geschäfte mit Adani sind, ist allerdings nicht bekannt.

Echo der Zeit, 3.2.2023, 18:00 Uhr

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