- Der Apothekerverband sowie der Krankenkassenverband Curafutura reichen Mitte Mai einen Vorschlag für einen neuen Apothekentarif beim Bund ein.
- So sollen die Preise rezeptpflichtiger Medikamente transparenter und fairer werden.
- Ob sich so auch Kosten sparen lassen, wie es die Verbände in Aussicht stellen, wird allerdings hinterfragt.
Wer heute ein rezeptpflichtiges Medikament verschrieben erhält, sieht auf der Abrechnung diverse Zuschläge. Denn im Medikamentenpreis sind Leistungen eingerechnet, die in der Logistik oder in der Beratung durch die Apothekerin oder den Apotheker erfolgen, etwa der Vertriebsanteil und die leistungsorientierte Abgeltung LOA.
Diese Preisbestandteile seien undurchsichtig, kritisiert die Stiftung für Konsumentenschutz. Sie forderte schon länger ein transparentes System. Ivo Meli von der Stiftung begrüsst die Bemühungen um mehr Transparenz.
Er sagt aber, es stehe und falle mit der Umsetzung. Konkret: Wird das Preisgefüge für die Patientin und den Versicherten tatsächlich besser nachvollziehbar? Können sie überprüfen, ob sie wirklich nur bezahlen, was sie auch bezogen haben?
Weniger Fehlanreize
Im aktuellen System sind die Zuschläge auf den Medikamenten so abgestuft, dass der Verkauf von teuren Medikamenten lukrativer ist als der Verkauf von günstigen. Dieser Umstand hilft, die Gesundheitskosten und somit die Prämien hochzuhalten.
Deshalb will der Bund auch bei den Medikamentenpreisen ansetzen, um Kosten zu sparen. Mit dem neuen Tarif sollen künftig vermehrt günstige Generika über den Apothekentisch gehen. Denn die Zuschläge sollen vom Preis abgekoppelt werden. Dafür sollen günstige Medikamente preislich um bis zu fünf Franken gehoben, teure Medikamente um zehn Franken vergünstigt werden.
Das entlaste chronisch Kranke, sagt Fabian Vaucher, Präsident des Apothekerverbandes Pharmasuisse. Von der preislichen Umverteilung versprechen sich die Apothekerinnen und Apotheker, dass sie ihre Kosten decken können.
Sparpotenzial hinterfragt
Die beiden Verbände, die ihren Vorschlag dem Bund zur Genehmigung eingereicht haben, versprechen sich so ein Sparpotenzial von 200 bis 300 Millionen Franken pro Jahr.
Für Ivo Meli von der Stiftung für Konsumentenschutz ist das fraglich: Eine Umverteilung bedeute noch kein Senken der Kosten. Und ob so viel mehr Generika als heute verschrieben werden, sei offen.
Auch der zweite Krankenkassenverband neben Curafutura, Santésuisse, hat seine Fragezeichen, ob dieser Tarifvorschlag für die Prämienzahlenden hält, was er verspricht.
Neuer Versuch
Der aktuelle Apothekentarif LOA (IV – vier) ist bis Ende 2021 gültig. Im letzten Jahr hat der Bund zwei Vorschläge für ein neues System beim Vertriebsanteil ausgearbeitet, allerdings nach der Vernehmlassung noch keinen Entscheid getroffen.
Den neuen Tarifvorschlag zur LOA (V – fünf) möchten die Verbände Pharmasuisse und Curafutura mit dem Vertriebsanteil koppeln und auf Anfang nächsten Jahres in Kraft gesetzt sehen. Zum Zeitplan macht das zuständige Bundesamt derzeit keine Angaben.