Andreas Blum kam 1967 als Mitarbeiter zum damaligen Radio DRS, zuerst dank seiner Schauspiel-Ausbildung als Sprecher, dann als Reporter. Er fiel auf als engagierter Journalist und Gesprächsleiter, der kaum eine Grundsatzdiskussion ausliess.
Kein Thema war ihm zu kontrovers, zu komplex – oder zu banal. Und Themen mit Zündstoff gab es in den 1960er-Jahren mehr als genug: Jugendunruhen, Häuser-Besetzungen, sich wandelnde Moralvorstellungen.
1979 – ein Schicksalsjahr
1978 wurde Blum zum Direktor gewählt, im Schnellverfahren, da sein Vorgänger inmitten einer Reorganisation seinen Posten verliess. Am 1. Januar 1979 trat er als Radiodirektor an. Es war ein Schicksalsjahr, für Blum sowie auch für das Radio, schrieb der frühere Radio- und Fernseh-Direktor Otmar Hersche in einem Artikel im «Tages-Anzeiger» 1999 zum Abschied von Andreas Blum. Denn Blum hat während seiner 20-jährigen Direktionszeit das Radio modernisiert und den stürmischen Debatten um die Ausrichtung standgehalten.
«Radio Blum» sei in der zunehmend konkurrierenden Medienlandschaft gar als Schimpftirade eingesetzt worden. Das sei «Schlötterlig gewesen», schreibt Hersche, «von Interessengruppen eingesetzt, um die Glaubwürdigkeit der SRG und des Radios zu untergraben». Dass Blum für die SP im Nationalrat vertreten war, stiess auf Kritik. Er gab das politische Amt ab, blieb aber 1979 zunächst noch Präsident der Aussenpolitischen Kommission der SPS. «Ein Fehler», wie er später sagte.
Ein engagierter, fairer Chef
Seine Wahl auf den Direktorenposten sei keine Selbstverständlichkeit gewesen, schreibt Hersche. Jedoch ein Glücksfall, denn Andreas Blum machte die Qualität des Radios und seine integrative gesellschaftliche Funktion zu seiner Mission. Als «Feind» bezeichnete er den Stellenwert der Finanzen. «Das Materielle hat einen überdimensionierten Stellenwert erhalten, der Inhalt ist zweitrangig geworden», kritisierte er in einem Interview.
Journalistinnen und Journalisten, die mit Andreas Blum zusammengearbeitet haben, schildern ihn als engagierten, fairen Chef, der sich stets für die Qualität eingesetzt habe. Er sei ein guter Zuhörer gewesen und ein begnadeter Redner zugleich. Kaum jemand in der Redaktion sei derart eloquent gewesen.
Dabei blieb er bescheiden. Er sah sich selbst als Teil der Redaktion. «Wer mich als Herr Direktor angesprochen hat, machte sich lächerlich», sagte er selbst in einem Interview bei seinem Abschied.
Seine Bescheidenheit unterstrich er optisch. Statt Hemd und Krawatte trug er gerne Rollkragen-Pullover – zu einer Zeit, in der das noch nicht schick, sondern sehr ungewöhnlich war. «Der Äusserlichkeitsfimmel ist mir zuwider», sagt er der «Schweizer Illustrieren» 1994.
Dabei beschränkte sich Blums Interesse nicht nur auf die Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft. Studiert hat er Philosophie und Geschichte. Er gehörte in den 60er- und 70er-Jahren zu den Spitzenathleten im Modernen Fünfkampf und gab Jahre nach seiner Pension – im Jahr 2011 – ein Comeback als Schauspieler, im Musical der Thuner Seespiele. In den 1960er-Jahren hatte er als Schauspieler eine Rolle in der Zirkus-Fernsehserie Salto Mortale.
In seinen vielfältigen Rollen wird er in Erinnerung bleiben, stets als unermüdlicher, engagierter und leidenschaftlicher Kämpfer.