Wer Geld hat, setzt zunehmend auf Realwerte. Gemäss einer Umfrage der Credit Suisse bei den eigenen Kunden besitzen 70 Prozent der sehr vermögenden Privatpersonen Sammelobjekte im Portfolio. 15 Prozent gaben an, zwischen fünf bis zehn Prozent ihres Vermögens so angelegt zu haben.
Vom Whisky bis zum Teddy
Sie investieren in teure Uhren, Oldtimer-Autos, Kunstobjekte und Schmuck. Oder in Whisky: Das begehrte Destillat einer Flasche «The Macallan 1926 Fine and Rare» wurde am Montag für eine Million Pfund versteigert.
Auch Plüschtiere werfen eine Rendite ab. Für Teddybären der Marke Steiff werden je nach Zustand, Qualität und Alter gut und gerne mehrere tausend Euro bezahlt. In Ausnahmefällen bezahlten die Käufer sogar über 150'000 Euro für einen Steiff-Bär.
Marktumfeld verstärkt den Trend
Gemäss Matthias Geissbühler, Anlagechef Raiffeisen Schweiz, ist die Geldpolitik der Notenbanken ein wichtiger Grund für den Boom. Mit Sparguthaben lasse sich bei Negativzinsen nichts mehr verdienen:
«Im Gegenteil. Man kann zuschauen, wie das Geld wie Schnee an der Frühlingssonne schmilzt», sagt Geissbühler. Deshalb werde ein Teil des Geldes alternativ in Sachwerte investiert.
Man kann zuschauen, wie das Geld wie Schnee an der Frühlingssonne schmilzt.
Mehrere Billionen Dollar haben die fünf grossen Notenbanken während der Corona-Pandemie ins Wirtschaftssystem gepumpt. «Dieses Geld sucht nach Anlagemöglichkeiten», so Geissbühler.
Durch den Börsenboom, wachsende Immobilienpreise und alternative Anlagen konnten viele Wohlhabende ihr Vermögen massiv steigern. Während gewisse Personen Existenznöte haben, wissen andere nicht, was sie mit ihrem Geld machen sollen.
«Die Situation ist wirklich absurd», sagt Geissbühler. Hinzu komme, dass auch die Angst vor einer Inflation durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken geschürt wurde.
Sachwerte haben ihre Risiken
Ob Uhr, Whisky oder Teddy: Diese Objekte haben keinen fixen Preis. Der Preis ist jener, den ein Käufer zu bezahlen bereit ist. Dies birgt auch Risiken, wie das Beispiel der Perserteppiche zeigt. Für einen solchen habe man noch vor 30 bis 40 Jahren extrem hohe Preise bezahlt, sagt Geissbühler. Heute sei das völlig anders: «Mittlerweile kann man froh sein, wenn man ein paar hundert Franken dafür erhält.»