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Anpassung der Air France KLM Weniger Kurztrips, dafür mehr Langstreckenflüge

An- und Abfahrt im Stadtzentrum, kein langwieriges Check-in, keine Sicherheitskontrollen, konkurrenzfähige Preise: Dies sind alles Gründe, weshalb Reisende den Schnellzug dem Flugzeug vorziehen. Und das tun sie immer häufiger. Alleine im vergangenen Jahr hat die Zahl der Passagiere auf dem TGV-Netz um elf Prozent zugenommen.

Diese Entwicklung wiederum setzt der einheimischen Fluggesellschaft Air France zu, wie Pieter Bootsma, Geschäftsleitungsmitglied bei Air France KLM-Gruppe eingestehen muss: «Wir hatten in Frankreich Schwierigkeiten. Aber wir haben unser Netz bereits an die neue Situation angepasst und die Zusammenarbeit mit der Bahn ausgebaut.»

Air France leidet unter der Konkurrenz

Zwei Drittel ihrer Passagiere transportiert Air France KLM innerhalb von Europa. Das sind typische Kurz- und Mittelstrecken-Flüge. Weil die Reisenden auf diesen Strecken nun vermehrt mit dem Zug unterwegs sind, ist Air France KLM auch finanziell ins Minus gerutscht. Das zeigen die aktuellen Zahlen für das erste Halbjahr.

Um weitere Verluste zu vermeiden, baut Air France KLM in Frankreich mehrere Hundert Stellen ab und strafft ihr Netz. Gewisse Strecken werden gestrichen, gleichzeitig dünnt sie das Angebot um 10 bis 15 Prozent im Vergleich zum diesjährigen Sommerflugplan aus, wie Bootsma sagt.

Parallel dazu baut die französische Staatsbahn ihr TGV-Angebot weiter aus, sowohl innerhalb von Frankreich, als auch über die Landesgrenzen hinweg, auch mit der Schweiz.

Mehr Züge in die Schweiz

So werden ab kommendem Fahrplanwechsel Mitte Dezember häufiger und grössere TGV-Züge ab der Schweiz verkehren. Pascal Sommer, Marketingleiter bei TGV Lyria, sagt: «Für unsere Kunden bedeutet das mehr Komfort und eine um 30 Prozent vergrösserte Kapazität. Zwischen Zürich und Paris werden wir täglich sechs Hin- und Rückfahrten anbieten.»

Aber auch das Angebot ab Genf und Basel wird deutlich ausgebaut. Und die grössere Nachfrage komme nicht nur von Ferienreisenden, sondern auch zunehmend von Geschäftsleuten, betont Sommer.

Air France KLM stellt fest, dass für diese Strecken, auf denen Züge eine gute Alternative sind, die Menschen ihr Reiseverhalten anpassen, so Bootsma.

Anstatt Kurzstrecken neu Langstrecken

Das zeigt sich übrigens nicht nur in Frankreich, sondern auch in Italien. Dort hat der «Freccia Rossa», der Hochgeschwindigkeitszug der italienischen Staatsbahnen, der Fluggesellschaft Alitalia den Rang abgelaufen, beispielsweise auf der Strecke zwischen Mailand und Rom.

Mehr Zug und weniger Flugzeug, das wären gute Nachrichten für das Klima. Wenn Air France KLM nun ihr Angebot auf kurzen Strecken reduziert, werden damit auch Start- und Landerechte frei, sogenannte Slots. Diese werde der Konzern anderweitig verwenden, so Bootsma. Konkret will Air France KLM das Angebot im Bereich Mittel- und Langstreckenflüge weiter ausbauen, auf Strecken, auf denen der Zug das Flugzeug nicht wirklich konkurrenzieren kann.

Air France KLM versucht so, einen Teil der Verluste wett zu machen. Für das Klima wären allerdings mehr Langstreckenflüge keine guten Nachrichten.

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