Nicht nur WC-Papier wurde mit Ausbruch der Coronakrise gehamstert, sondern auch Medikamente – allen voran Schmerzmittel. Mehr als doppelt so viele Packungen wie im Vorjahr gingen davon zeitweise über die Ladentheke, aber auch Erkältungsmittel und Vitaminpräparate waren beliebt.
Irène Weber ist Inhaberin von zwei Apotheken und Drogerien im Kanton Zürich und hat den Umsatzzuwachs hautnah miterlebt. «Wir hatten eine grosse Nachfrage bei allen Schmerzmitteln. Aber auch Medikamente gegen Asthma wurden von Patienten mit Dauerrezepten stark nachgefragt. Sie wollten die Medikamente zu Hause haben, da sie verunsichert waren.»
Umsatzeinbruch seit dem Lockdown
Doch ab dem Lockdown gingen die Verkaufszahlen in den Apotheken schweizweit stark zurück. So stark, dass die im Februar und März zusätzlich erwirtschafteten Umsätze bald wieder aufgebraucht sind. Die Auslastung sei deutlich unter hundert Prozent gefallen, sagt Weber über die aktuelle Situation in ihrer Apotheke und Drogerie. «Die Überstunden vom März wurden im April fast vollständig abgebaut. Wenn die Kundenfrequenz nicht bald wieder besser wird, muss ich mir Gedanken über Kurzarbeit machen.»
Den Umsatzrückgang spürt auch der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse. Präsident Fabian Vaucher führt das hauptsächlich auf den reduzierten Betrieb in Arztpraxen zurück: «Nach dem Lockdown waren die Ärzte verpflichtet, ihr Angebot zu reduzieren. Und wir haben das in den Apotheken gespürt. Jeder Arztbesuch hat meist auch einen Besuch in der Apotheke zur Folge, und die blieben aus.»
Es gebe jedoch auch starke Unterschiede je nach Standort. Bei Einkaufscentern oder an Bahnhöfen sei der Effekt am grössten gewesen, erklärt Vaucher. Auf dem Land seien die Filialen weniger davon betroffen gewesen, da die Patienten mittels Hauslieferdienst weiter Medikamente bestellt hätten.
Kurzarbeit als Ultima Ratio
Doch der Verbandspräsident appelliert an seine Mitglieder, Kurzarbeit wirklich nur als letzten Ausweg einzuführen. «Zuerst sollen sie Überstunden und Überzeit abbauen. Oder die Öffnungszeiten in Absprache mit den kantonalen Behörden reduzieren.»
Die seit Ende April wieder zugelassenen Arztbehandlungen lassen die Apotheken und Drogerien hoffen, dass die Kundenfrequenz bald wieder ansteigt. Doch mit einem Ergebnis wie im Vorjahr rechnet der Verband nicht mehr.