Die Schweizer Wirtschaft hat sich rasch von den Folgen der Corona-Pandemie erholt. Das zeigt sich bei der Zahl jener Menschen, die eine Arbeitsstelle suchen. Im Juli waren es gut 128'000 Menschen. Das sind 40'000 weniger als noch im Januar auf dem Höhepunkt der Krise.
Nicht gesunken ist hingegen die Zahl der Langzeitarbeitslosen – im Gegenteil: Sie ist in den vergangenen Monaten stetig gestiegen. Diese Menschen haben Dutzende, wenn nicht Hunderte Bewerbungen geschrieben. Meist ohne Erfolg.
Über 20'000 mehr als vor der Krise
Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), bestätigt: «Die Stellensuche war erschwert, insbesondere im letzten Sommer, aber auch in den ersten drei Monaten des neuen Jahres.»
Diese Entwicklung zeigt sich deutlich in der Statistik: In der Schweiz waren im Monat Juli über 34'000 Personen als Langzeitarbeitslose erfasst. Unmittelbar vor der Corona-Krise im Februar 2019 waren es noch gut 13'000 Personen gewesen.
Seco erwartet Rückgang in den nächsten Monaten
Zürcher geht allerdings davon aus, dass auch diese Personen den wirtschaftlichen Aufschwung in den kommenden Monaten zu spüren bekommen: «Damit sollten auch der Anteil und die absolute Zahl der Langzeitarbeitslosen rasch wieder zurückgehen.»
Mit dem Aufschwung sollten auch der Anteil und die absolute Zahl der Langzeitarbeitslosen rasch wieder zurückgehen.
Nicht so optimistisch beurteilt Caritas Schweiz die aktuelle Entwicklung. Caritas engagiert sich für Menschen, die von Armut betroffen sind.
Caritas: Strukturelles Problem bleibt
Die jüngsten Zahlen seien nicht nur ein Ergebnis dieser Krise, sondern eines strukturellen Problems, betont Marianne Hochuli, Mitglied der Geschäftsleitung: «Die Langzeitarbeitslosenquote steigt seit Jahren. Immer mehr Menschen in der Schweiz müssen sehr lange suchen, bis sie wieder eine Arbeit finden.»
Die Langzeitarbeitslosigkeit steigt seit Jahren. Es ist auch ein strukturelles Problem.
Der Bund gewährt den Langzeitarbeitslosen aktuell mehr Zeit: Er hat die Zahl der Taggelder zweimal erhöht – auf insgesamt neun Monate. Damit haben Langzeitarbeitslose längeren Anspruch auf finanzielle Unterstützung und die Chance eine neue Arbeitsstelle zu finden.
Grundsätzlich sei das begrüssenswert, aber insgesamt werde damit das strukturelle Problem nicht gelöst, so Hochuli. Aus Sicht von Caritas muss noch mehr als bisher in die Weiterbildung investiert werden, sodass die Menschen überhaupt noch Aussichten auf eine Arbeitsstelle haben.
Inwiefern sich die Lage für die Langzeitarbeitslosen tatsächlich verbessert, werden erst der weitere Verlauf der Pandemie und vor allem die wirtschaftliche Entwicklung zeigen.