Die Möglichkeit, Kurzarbeit zu beantragen, hat eine flächendeckende Entlassungswelle in der Schweiz verhindert. Das bestätigte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auch letzte Woche wieder.
Dennoch stieg die Arbeitslosigkeit in der Schweiz im April wegen der Coronakrise auf 3.3 Prozent an. Und das Seco rechnet in den nächsten Monaten mit einer weiteren Zunahme – allerdings nicht mehr gar so schnell wie in den letzten Wochen. Für diejenigen, welche Arbeit suchen ist die Situation jedoch weiter angespannt – und hat sich gar verschärft.
Ausgeschriebene Stellen markant reduziert
Eine Auswertung des HR-Unternehmens x28, die SRF vorliegt, zeigt zudem, dass die Zahl der ausgeschriebenen Stellen stark rückläufig ist. So sind die Vakanzen in der Gastronomie und Hotellerie zwischen den beiden Stichtagen 9. März und 11. Mai um 51 Prozent zurückgegangen.
Auch der Detailhandel, der vor der Krise viele offene Stellen anzubieten hatte, verzeichnet ein Minus von 33 Prozent bei den ausgeschriebenen Vakanzen. Und auch alle anderen Branchen haben während der Krise weniger Stellen ausgeschrieben – so im Bildungsbereich (-22 Prozent), im Maschinenbau (-26 Prozent) oder in der öffentlichen Verwaltung (-26 Prozent).
Bern und Zürich mit stärkstem Rückgang
In Bezug auf die Kantone trifft es Zürich und Bern am stärksten. Im Kanton Zürich hatten Unternehmen Mitte Mai rund 6300 Stellen weniger ausgeschrieben, als noch vor den Massnahmen des Bundesrates. In Bern beträgt der Rückgang knapp 3000 Vakanzen, die auf den Webseiten der Unternehmen ausgeschrieben sind.
Der Direktor des Arbeitgeberverbands Roland A. Müller betont, dass gleich zwei zentrale Wirtschaftspfeiler eingebrochen sind und sich nun wieder erholen müssten: «Das eine ist die Maschinenindustrie mit Blick auf die Exportwirtschaft, die Firmen müssen produzieren und liefern können. Das hängt davon ab, wie die Länder in der EU wirtschaftlich unterwegs sind. Zum andern der Binnenmarkt. Hotellerie, Gastronomie, die Bauwirtschaft, die in den früheren Phasen stabilisierend gewirkt haben, dort ist es wichtig, dass der Konsum anzieht.»
Mehr Temporärstellen
Ob sich die Wirtschaft und damit der Arbeitsmarkt schnell erholen wird? «Es ist noch etwas zu früh um das zu beurteilen», sagt Müller. Optimistischer sieht das Cornel Fürer vom Personalvermittler Work-Shop: «Ich gehe von einer schnellen Erholung aus, wenn die Lieferketten wieder funktionieren, die Regeln wieder ein bisschen gelockert werden. Dann wird die Arbeit wieder da sein und entsprechende Mitarbeiter gefragt sein.» Allerdings wohl vermehrt als Temporärstellen.